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Das deutsche Fernsehen

Im britischen Sektor entsteht nach dem Krieg unter dem Dach des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR) das erste Fernsehprojekt. Am 12. Juni 1950 sendet man aus Hamburg erstmals – ein Testbild.

Auch die anderen Rundfunkanstalten ziehen nach, die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich- rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) entsteht.

Anfangs sehen nur wenige zu, meist durch Schaufensterscheiben oder in Kneipen. Ein frühes Ratespiel des NWDR heißt Ich sehe etwas, das du nicht siehst (1953–1955). Die Zuschauer müssen optische Rätsel lösen, die sie im Fernsehen gesehen haben. Zur Auftaktsendung schicken 11.540 Zuschauer Lösungen ein, obwohl es doch erst 7.000 Fernsehteilnehmer gibt! Die Übertragung der Fußball-WM in Bern 1954 läßt die Geräteverkäufe sprunghaft ansteigen.

In den fünfziger Jahren steht das Fernsehen den Zuschauern vor allem mit Rat und Tat zur Seite. Sehr beliebt sind die Tanzkurse des Ehepaars Heinrici (obwohl man ihre Silhouetten auf dem kleinen Bilschirm kaum erkennen kann) oder Clemens Wilmenrods Kochtips für eilige Feinschmecker: Bitte in 10 Minuten zu Tisch. Aber auch Unterhaltsames findet hier schnell seinen Platz: Die Durbridge-Krimis gehen als Straßenfeger in die Programmgeschichte ein.

1962 geht nach langen Diskussionen das Zweite Deutsche Fernsehen auf Sendung. Ein früher ZDF-Star ist Hans Rosenthal, der ab 1971 mit seiner Sendung Dalli-Dalli zum Synonym für banale Unterhaltung wird. Für die ARD moderiert ab 1964 Hans- Joachim Kuhlenkampff das Eurovisionsquiz Einer wird gewinnen, kurz: EWG.

Neil Armstrongs Landung auf dem Mond, die Boxnächte von Cassius Clay oder das Mißtrauensvotum gegen Willy Brandt werden als Fernsehereignisse wahrgenommen.

Mit provokativen Unterhaltungsshows wie Wünsch Dir was (1969–1972) oder dem TV-Fake Das Millionenspiel (1970) will das Fernsehen modern aufklären. Der US-Mehrteiler Holocaust (1978) läßt die Diskussion um Programmauftrag und Unterhaltungsbedürfnis eskalieren. Die einen kritisieren den „Soap- Opera“-Effekt der Serie, die anderen setzen auf die Macht der populären Aufklärung.

Anfang der achtziger Jahre nehmen die Privatsender ihren Betrieb auf. Sie amerikanisieren die Fernsehästhetik, indem sie erfolgreiche US-Formate wie Das Glücksrad (Sat.1) oder Der Preis ist heiß (RTL) ankaufen.

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