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Wissenschafts-Toto

■ Studienpreise: Bindemittel mit 1.000 bis 2.000 Mark Glücksgehalt? Gestern erhielten vier männliche und zwei weibliche Begabte den Bremer Studienpreis

„Studienpreise sind unvorhersehbar“, sagt Karl-Leonhard Reinhold. Wissenschaftliche Arbeiten im Hinblick auf mögliche Preisgewinne hin abzufassen, lohnt sich aus Sicht des Dezernenten für akademische Angelegenheiten nicht. „Haben wir auch nicht“, sagen die EmpfängerInnen des diesjährigen Bremer Studienpreises, der gestern abend im Rathaus vergeben wurde. Alle vier, eine Frau und drei Männer, wurden vom Vorschlag ihrer Profs, die abgefaßte Diplom- oder Doktorarbeit für einen Preis einzureichen, mehr oder weniger überrascht. Dabei verleiht die Gesellschaft der Freunde der Universität den Stifterpreis schon seit Jahren, jeweils für zwei Bremer Doktor- und zwei Diplomarbeiten.

„Bis mein Dozent mich für den Preis vorschlug, wußte ich nicht mal, daß es sowas überhaupt gibt“, sagt Preisträgerin Karin Ojemann freiherzig. Über die 1.000 Mark Preisgeld für ihre Diplomarbeit über den US-amerikanischen Arbeitsmarkt freut sie sich. „Ob mir der Preis sonst nützt ...“, zögert die Referendarin. „Wenn ich im Schuldienst bleibe, macht das für die Zukunft wohl kaum einen Unterschied.“ Daß sie als eine von wenigen Lehramtsstudentinnen direkt nach dem Studium das Referendariat antreten konnte, bringt sie mit dem Preis nicht in Verbindung. „Eher mit der Note“ – und mit ihrer berufsschulischen Ausrichtung.

Auch der Diplom-Mathematiker Lorenz Wotzlaw bleibt nüchtern: „Eine Fachauszeichnung von Mathematikern wäre rein beruflich gesehen sicher mehr wert.“ Die Ehrung gestern abend machte er „zur großen Wiedersehensfeier“; über 20 Einladungen verschickte die Uni an seine Bekannten. Der 30jährige nämlich ist nur noch selten in Bremen; außer als Promotionsstipendiat am Graduiertenkolleg der Berliner Humboldt-Universität arbeitet er derzeit an der Uni Mainz. „Für Mathematiker sind die Berufsaussichten gut“, lacht er. Den akademischen Titel seiner Diplomarbeit „Vierdimensionale Fano-Mannigfaltigkeiten mit P2-Bündelkstruktur“, die jetzt den Preis bekommt, übersetzt er für Laien in „Die Algebra zählt ihre Kinder.“ Seit 350 Jahren beschäftigten sich Forscher mit der Struktur von Gleichungen – um zu wissen, „von welchen Objekten reden wir überhaupt“. Bis heute ist das Thema allerdings nur etwas für Insider – wie auch die Materie seiner Preisträger-Kollegin Yvonne Abel: „Selektive Totalsynthese von Chlorinen mit annelierten Chinonen zur Untersuchung des Symmetrieeinflusses auf den lichtinduzierten Elektronentransfer.“ Die Chemikerin, mittlerweile Postdoktorandin in der Schweiz, erhielt gemeinsam mit Physiker Dr. Kai Wundke gestern besondere Preise. Sie vom Rotary-Club, er von der Firma Bruker-Daltonik im Technologiepark an der Uni – und sich durch Preise „Zugriff auf den allerfeinsten Nachwuchs“ verschaffe, wie es heißt.

Anders als bei Stiftungspreisen „geben Firmen meist nicht erst Geld für schicke Resultate“, sagt Unidezernent Reinhold. Überhaupt wäre ihm langfristige Förderung lieber als Einmalpreise – „dann könnten die Leute ohne Sorgen ein paar Jahre solide arbeiten.“

Arbeit haben die diesjährigen PreisträgerInnen alle – irgendwo in Europa. In London sitzt noch Dr. Sebastian Lüning, Rainer Strobl in Bielefeld. „Deshalb glaube ich auch nicht, daß der Preis die Verbindung zur Uni wirklich stärkt“, zweifelt der Dr. phil. „Wir haben doch immer mit mehreren Unis zu tun.“ ede

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