Das Portrait
: Ein türkischer Christdemokrat

■ Bülent Arslan

Vielleicht wollte seine Partei, die CDU, etwas wiedergutmachen. Nicht wenige im nordrhein-westfälischen Landesverband hatten die Unterschriftenaktion gegen die doppelte Staatsbürgerschaft kritisiert. Welche Motive die Delegierten am Wochenende auch bewegten, sie setzten mit ihrer Entscheidung ein Symbol. Bülent Arslan, in der Türkei geboren und seit rund zwei Jahren Inhaber eines deutschen Passes, wurde auf dem Landesparteitag der NRW-CDU mit 557 von 636 Stimmen in den Vorstand gewählt. Strahlend gratulierte ihm der neue Landesvorsitzende Jürgen Rüttgers. Er durfte sich zu recht freuen. Gehörte Rüttgers doch Ende 1997 mit Arslan zu den Mitgründern des Deutsch-Türkischen Forums, eines parteinahen Vereins aus deutschen und türkischstämmigen CDU-Mitgliedern.

Mit dem 23jährigen Arslan rückt der erste Türke mit deutschem Paß in ein CDU- Spitzengremium auf. 1991 trat der eloquente Gesprächspartner der CDU bei, seit 1995 sitzt er dem Ausländerbeirat in der Stadt Viersen vor. Bewußt entschied sich Arslan für die deutsche Staatsbürgerschaft. Das mag ein Grund sein, warum er die rot-grünen Pläne zur Staatsbürgerschaft skeptisch beurteilt. „Mit einer dauerhaft verliehenen doppelten Staatsbürgerschaft wird sich die Hinwendung an das Herkunftsland weiter verfestigen“, erklärte er in einem taz- Interview. Arslan ist überzeugt, daß bürgerliche Parteien unter Türken Erfolg haben können. Die Mehrheit der Türken sei liberal-konservativ eingestellt. Auch der Bezug der CDU zum Christentum müsse kein Hindernis sein. Das Christentum und der Islam, meint er pragmatisch, sollten nicht das Trennende, sondern das Gemeinsame suchen.

Eine Einschätzung, die im übrigen der scheidende Landesvorsitzende Norbert Blüm am Wochenende betonte. Ihm sei ein gläubiger Moslem allemal lieber als ein Atheist, rief der frühere Arbeitsminister den Delegierten zum Abschied zu. Das klang wie eine Einladung an die türkische Gemeinde, sich der CDU zuzuwenden, und wie eine Aufforderung an die eigene Partei, den Dialog zu suchen. Denn trotz Arslans Wahl in den Landesvorstand ist nicht zu übersehen, daß die Zahl der türkischstämmigen Parteimitglieder „verschwindend gering ist“, wie es im Gründungsaufruf des Deutsch-Türkischen Forums heißt. Severin Weiland