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■ Die AnderenDie Prager „Mlada fronta Dnes“, „The Independent“ aus London und „La Tribune“ aus Paris zu „100 Tage Rot-Grün“ / „Nowyje Iswestija“ über Joschka Fischer

Die Prager „Mlada fronta Dnes“ zu „100 Tage Rot- Grün“: Gerhard Schröder ist der erste „Fernseh- Kanzler“ in der Geschichte Deutschlands, und er kann auch noch schlechte Politik gut verkaufen. Sein pragmatischer Instinkt – etwa in der Frage des Atomausstiegs – macht ihn zum populärsten Mitglied des Kabinetts. Die Deutschen jedenfalls scheinen seinen Stil zu mögen. Ähnlich wie beim Kanzler steigen auch bei der SPD die Sympathiewerte. Nach Meinung vieler liegt dies aber vorrangig an einer gelähmten Opposition. Außer der umstrittenen Unterschriftenaktion gegen die doppelte Staatsangehörigkeit hatten die von Kohls Abgang geschwächten Konservativen bisher nichts zu bieten.

„The Independent“ aus London meint: Vielleicht war es ja unfair, ein Mindestmaß an Kompetenz von den Sozialdemokraten zu erwarten, die Herrn Kohl 16 Jahre lang nur zuschauen durften. Und die Grünen verdienten vielleicht eine gewisse Schonzeit, in der sie ihre Unschuld verlieren konnten. Aber warum wurde nur immer gesagt, daß die föderale Struktur der Bundesrepublik Greenhorns daran hindert, zu schnell die Spitze zu erreichen? Jeder der Hauptrollenspieler muß ein anderes Publikum zufriedenstellen, und manchmal gehen sie dabei eben etwas zu weit. Das Zusammenspiel, das sich daraus ergibt, ist gewiß nicht der beste Weg, eine Regierung zu führen, aber immerhin: Beste Noten in puncto Unterhaltungswert!

„La Tribune“ aus Paris: Mit Freunden wie den Grünen und den Gewerkschaften braucht Gerhard Schröder keine Feinde. Die einen hätten es in den letzten Wochen fast geschafft, ihn mit zwei seiner wichtigsten europäischen Partner zu entzweien, die anderen bringen mit ihren Gehaltsforderungen das große Vorhaben der Bonner Koalition auf dem Gebiet der Beschäftigung in Gefahr. Hinzu kommt, daß die Arbeitgeber auf der anderen Rheinseite keine Gelegenheit versäumen, ihm den Teppich unter den Füßen wegzuziehen... Der Kanzler muß seine Lehre in einem wahrhaftigen Minenfeld machen. Glücklicherweise lernt sich das Handwerk schnell. Der Realismus, den Gerhard Schröder – sicherlich ein bißchen spät – in der Atompolitik unter Beweis gestellt hat, ist ein gutes Vorzeichen für die Zukunft.

„Nowyje Iswestija“ über Joschka Fischer: Joschka Fischer ist ein erfahrener und bewanderter Politiker. Er stand am Ursprung der entstehenden Bürgerinitiative und dann der Grünen-Bewegung in Westdeutschland. Gemeinsam mit der Entwicklung dieser Bewegung und später der Partei (...) ist auch Fischer gewachsen. Gerade deshalb hat er die Partei aus der tiefen Opposition in die Regierungskoalition mit der SPD führen können. Natürlich sind viele Politiker der Grünen an diesem Erfolg beteiligt, aber die führende Rolle Joschka Fischers ist offensichtlich.

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