piwik no script img

Produkt Deutschland

■ Deutschlandwerbung unter einem Dach und mit Goethe als Label. Eine Erfolgsstory?

Notorischer Optimismus bei der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT): Rund 30 Milliarden Mark an Devisen steuerten ausländische Urlauber im letzten Jahr zur deutschen Tourismuswirtschaft bei. Das sind 3 Prozent mehr als im Jahr davor. Mit einem Anteil von 8 Prozent (240 Milliarden Mark) am Bruttoinlandsprodukt ist Tourismus inzwischen der stärkste Wachstumsfaktor der wachsenden Dienstleistungsbranche.

In Frankfurt am Main, ihrem Stammsitz, stellte die DZT nun ihre neuesten Schritte vor, um dieses schöne Wachstum zu beschleunigen: die Zentralisierung der Deutschlandvermarktung. Ab sofort will sie nicht nur Ausländer, sondern auch die Deutschen selbst für den Urlaub in deutschen Landen begeistern.

Diese Neuorganisation beendet ein Stück Regionalgeschichte. Bislang war die Inlandswerbung eine Angelegenheit der einzelnen Bundesländer. Eine überregionale Werbestrategie für Deutschlandurlaub wurde erstmals vor 2 Jahren unter dem Dach der damals neu gegründeten Deutschland Tourismus Marketing (DTM) versucht. Jetzt hat die DZT ihre Werbetochter in die eigenen Strukturen integiert. Und noch etwas wurde geändert: Mehr als zuvor ist die Industrie gefordert. Beispielsweise die Bahn-AG, deren Bahnreisen gleich mit beworben werden. Oder die großen Reisekonzerne wie TUI. Und, falls das Konzept der DZT aufgeht, selbst die Nahrungsmittelindustrie. Denn die Werber setzen auf mehr Imageprojekte wie etwa die Vermarktung „Deutscher Schlemmerstrecken“. „Nur wenn alle an der touristischen Leistungskette Beteiligten vernetzt zusammenwirken, kann das Marketing optimal greifen“, begrüßt Erich Kaub, der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft, das neue Konzept.

Man wird an der Deutschen Zentrale für Tourismus nun nicht mehr vorbeikommen, nicht an ihrer Präsenz, nicht an ihren Werbekampagnen und auch nicht an ihrer Leidenschaft für – pardon – alte Hüte. Das große Deutschlandthema dieses Jahres heißt „Goethe“. Der würde in diesem Jahr 250 Jahre alt. „Wir gehen ja nicht in Konkurrenz zu den Sonnenländern“, betonte Ursula Schörcher, die Vorsitzende der DZT. 300.000 touristische Betten zusätzlich soll der alte Frankfurter füllen. Was wäre Deutschland ohne seinen Goethe?! Christel Burghoff

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen