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Der Mann fürs Grobe ist jetzt Student

■ Heinrich Lummer belegt an der FU Kunstgeschichte und hört Gotik

Heinrich Lummer hat Wort gehalten: Schon vor seinem politischen Abschied im vergangenen Herbst aus Bonn hatte der 66jährige angekündigt, an die Universität zurückzukehren – jedoch nicht als Dozent, sondern als Student. Seit Beginn des Wintersemesters hört der 66jährige, der einst in der Berliner CDU der Mann fürs Grobe war, an der Freien Universität Kunstgeschichte.

Vier Wochenstunden hat der ehemalige Berliner Innensenator belegt. Die Fächer: Einführung in die Kunstgeschichte und eine Vorlesung Gotik. „Das interessiert mich besonders“, meint Lummer. Insgesamt 120 Mark pro Semester müsse er dafür als Gasthörer entrichten. Für den Politologen ist der erneute Besuch der Alma mater wahre geistige Erbauung. „Als Politiker lebt man doch nur aus der geistigen Substanz.“ Zum Lesen sei er in all den Jahren – auch im Bundestag – kaum gekommen. Nun könne er wieder auftanken. Im Sommersemester wolle er die Zahl seiner Stunden sogar noch ausweiten.

Sein Outfit hat er in etwa seiner studentischen Umgebung angeglichen. Statt Schlips und Kragen trägt er – wie kürzlich Bilder in einer Berliner Tageszeitung belegten – Lederjacke, Pullover und Hemd. Auch die Studenten hätten ihn, der als Innensenator in der Hausbesetzerzeit in Berlin durchaus eine harte Linie verfolgte, akzeptiert.

Zuletzt hatte Lummer Schlagzeilen gemacht, als er am 60. Jahrestag der Reichspogromnacht mit einer Reisegruppe des ultrarechten Hamburger Vereins „Die Deutschen Konservativen“ Israel besuchen wollte. Die Behörden hatten der Gruppe die Einreise verweigert. dpa

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