: Etwas mehr links
■ Warum "Die Strand-Clique" demnächst ein paar Meter weiter am Strand spielt als "Gegen den Wind" heute und was genau ein "Spin Off" ist
Also, da ist diese „Strandclique“. Die besteht aus zwei Frauen und drei Männern und nennt sich deshalb so einfallsreich, weil die neue ARD-Vorabendserie sonst keinen Titel gehabt hätte.
„Die Strandclique“ kommt ab dem 22. Februar jeden Montag um 18.55 Uhr im Ersten. Dort, wo bis heute immer „Gegen den Wind“ kam, eine Sendung, in der bei näherer Betrachtung ja eigentlich auch ziemlich viel Strand und ziemlich viel Clique drin war. Aber „Die Strand-Clique“ ist ganz anders! „Gar kein Vergleich zu ,Gegen den Wind‘!“ versichern die ARD-Verantwortlichen. Und: „Die beiden Formate sind völlig unterschiedlich“.
Viele dieser Unterschiede fallen dem gebildeten Vorabendserien- Freak auch sofort ins Auge: „Gegen den Wind“ spielte zum Beispiel in St. Peter Ording. Dagegen spielt „Die Strandclique“ in St. Peter Ording etwas mehr links am Strand. In „Gegen den Wind“ war Ralf Bauer voll schön und durfte dauernd surfen. In der „Strandclique“ hingegen ist jetzt Marco Girnth voll schön und darf dauernd surfen. In „Gegen den Wind“ hieß Marco Girnth übrigens noch Patrick, und in acht von sieben Szenen konnte man sehen, wieviel Haare er auf der Brust hat. In „die Strandclique“ heißt er dagegen Mark Röders und hat sogar in neun von sieben Szenen Haare auf der Brust. Das gefällt der weiblichen Zielgruppe, denn die Brust ist sportgestählt (vom Surfen!) und kam schon in „Gegen den Wind“ voll prima an. Weshalb sich die ARD- Programmplaner wohl auch – nach eigenen Angaben – entschieden haben, endlich mal ein „Spin off“ nach US-amerikanischem Vorbild zu drehen. Und damit auch alle gleich wissen, was ein Spin off ist, erklären wir das hier mal schnell:
Spin off: Eine Serie kommt so supergut an, daß man gar nicht anders kann, als eine der Hauptpersonen herauszunehmen und um die herum eine eigene Serie zu basteln. Beispiel: „Baywatch“ (mit David Hasselhoff als Mitch: Der hat Haare auf der Brust und kann surfen) und „Baywatch Nights“ (mit David Hasselhoff als Mitch: Kann immer noch surfen und hat Haare auf der Brust, klärt jetzt aber auch noch Kriminalfälle). Anderes Beispiel: „Sesamstraße“ (mit Kermit dem Frosch als Kermit der Frosch: Ist grün und fuchtelt mit den Händen) und „Die Muppetsshow“ (mit Kermit dem Frosch als Kermit der Frosch: Ist hier noch genauso grün, fuchtelt jetzt aber öfter, weil er mittlerweile ein Theater leiten muß!).
Wenn wir nun aber die Beispiele mit dem „Gegen den Wind“- „Spin off“ der guten alten ARD vergleichen, so merken wir schnell, daß hier mal wieder alles falsch gemacht wurde. Weil: Marco Girnth spielt zwar in beiden Serien mit, heißt aber in der einen Patrick und in der anderen Mark, und obwohl er hier wie dort surft und Haare auf der Brust hat, ist er noch lange nicht die gleiche Figur! Und die ARD hätte da mal besser beim ZDF geguckt, wie beim ZDF nämlich gerade das Spin off zu „Girlfriends“ gedreht wird. Das heißt „Hotel Elfie“ und ist schon deshalb schön, weil hier nämlich in beiden Serien die göttliche Manon Straché als Sekretärin Elfie mitspielt, nur daß sie in der neuen Serie Hotelmanagerin wird.
Aber zurück zur tollen „Strandclique“, die zwar nie im Leben ein gescheites Spin off wird, aber (wie gesagt) ja sowieso ganz anders ist als „Gegen den Wind“: beispielsweise dadurch, daß Patrick Bach mitspielt. In „Gegen den Wind“ hat der nämlich nie mitgespielt. Nur in „SK-Babies“ – an der Seite von Marco Girnth. Und erfolgreiche Paare soll man ja nie trennen!
Darum soll man wohl auch immer die gleichen Regisseure für „völlig unterschiedliche“ Serien nehmen, weswegen jetzt auch für die Folgen1 bis 6 der ARD- „Strandclique“ Olaf Götz Regie führt, der den Girnth und den Bach schon bei den „SK-Babies“ so nett in Szene gesetzt hat. Und in den Folgen 7 bis 13 führt dann natürlich der Wolfgang Münstermann Regie, weil der ja auch in „Gegen den Wind“ so schön Regisseur war. Und abgesehen von der Regie und St. Peter Ording und schönen Männerkörpern geht es in „Die Strandclique“ vor allem darum, daß die Herren Girnth und Bach sich mit einem dritten Herren namens Steffen Groth zusammentun. Der ist zwar als Schauspieler noch flächendeckend unbekannt, sieht dafür aber als Surfkumpel „Rai“ aus wie der Doppelgänger von Ethan Hawk. Zu denen stoßen dann noch zwei schicke Mädels, und alle fünf verkörpern dann lustig das, wovon junge Fernsehzuschauer so träumen: Rai leitet eine Surfschule und wohnt in einem Campingbus, Ann ist Naturschützerin in einer Robbenstation, und Viola studiert Touristik und wohnt in einem „Beduinenzelt“, ausgestattet mit „modernster Technologie“.
Und während sich dann Viola unglücklich in Mark verliebt und Mark unglücklich in Ann und Ann unglücklich in Rai und Rai... während also all das passiert, was in St.- Peter-Ording-Serien eben passiert, baut unsere tolle neue Clique noch ganz nebenbei „in einem Pfahlbau“ ein prima Feriencamp für Jugendliche auf.
Mindestens 13 Folgen lang erleben die fünf also ebenso spannende wie politisch korrekte Abenteuer, für die sich vermutlich jede Menge Leute interessieren werden.
Die ARD hat jedenfalls schon (von Ihren Rundfunkgebühren) einen „Media-Focus“ erstellt und einen „Editorial Success Test“ machen lassen. Und dabei habe sie voll den tollsten „Success Score“ im „Management Summary“ aller bisher getesteten „Young & Fun- Serien“ ermittelt! Und das Ergebnis von all dem besagt, daß 72 Prozent der Frauen zwischen 14 und 49 Jahren „Die Strandclique“ gucken wollen, koste es, was es wolle!
Vermutlich hat man denen allen einen Haufen Oben-ohne-Fotos gezeigt. Von Marco Girnth, Patrick Bach und Ethan Hawke. Frank M. Ziegler
Letzte Folge „Gegen den Wind“, heute 18.55 Uhr; Serienspecial „Gegen den Wind“, Do., 19.25 Uhr; 1. Folge „Die Strandclique“, Mo., 22.2., 18.55 Uhr. Alles ARD
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