Kommentar: Warten auf die Wahl
■ Bankrotterklärung in Stadtplanung
Seit Jahren wird über die Zukunft der Alten Hafenreviere nachgedacht und debattiert, längst hat auch die Bremer Lagerhaus-Gesellschaft beschlossen, sich dort zurückzuziehen. Ungenutzte Bahnanlagen bestimmen das Bild des Geländes und unzählige leerstehende Kais und Schuppen. Daß die Bremer Landesregierung sich das Gelände nun einmal ansehen wollte, ist wirklich bemerkenswert.
Aber offenkundig war die Sitzung völlig unvorbereitet. Ganz spontan, so berichtete Bürgermeister Scherf, habe man den Beschluß gefaßt, die Staatsräte aufzufordern, an der Sache weiter zu arbeiten. Klar soll dabei sein: Die noch bestehenden Firmen und ihre Lager-Schuppen haben absoluten Bestandsschutz.
Das ist die Bankrotterklärung für die Stadtplanung. Am Flughafen, zum Beispiel, wird eine Autobahn quer durch ein Gewerbegebiet und durch den Großmarkt geplant, also muß der Großmarkt dafür umziehen, auf Staatskosten. Selbstverständlich kann es keinen generellen Bestandsschutz geben, wo die Stadtplanung die Weichen für die nächsten 50 Jahre stellen will.
Die große Koalition bildet jetzt Arbeitsgruppen, die, so wörtlich, „Bearbeitungsschrittte für die nächsten Bearbeitungsschritte volegen“ soll. Auf deutsch: Der Senat vertagt das Thema auf die Zeit nach der Wahl, weil er damit zurecht kommt. Wenigstens darin zeigt die derzeitige Koalition Größe. Klaus Wolschner
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