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Knapp 4,5 Millionen ohne Job

■ Trotz mildem Januar 260.000 Arbeitslose mehr als im Dezember. Die Lage für Jugendliche ist im Osten besonders angespannt. Jagoda sieht aber keinen Anlaß für Katastrophenstimmung

Nürnberg (taz) – Der Januar war mild, doch nicht mild genug. Die Zahl der Arbeitslosen kletterte gegenüber dem Vormonat um rund 260.000 auf 4,455 Millionen. Schwacher Trost: Der Anstieg fiel gegenüber den Vorjahren relativ schwach aus, und die Arbeitslosenzahl liegt immerhin um 368.000 unter dem Vorjahreswert. Der Chef der Bundesanstalt für Arbeit (BA) in Nürnberg, Bernhard Jagoda, sieht im Anstieg der Arbeitslosigkeit eine „Auswirkung der aktuellen konjunkturellen Verlangsamung“. Er geht jedoch davon aus, daß es sich nur um eine „Konjunkturdelle“ handelt, und sieht deshalb „keinen Anlaß für eine Katastrophenstimmung“.

Im Westen ist die Zahl der Arbeitslosen seit langem wieder über die 3-Millionen-Marke geklettert. 3,025 Millionen Menschen ohne Job entsprechen einer Arbeitslosenquote von 9,7 Prozent. In den neuen Ländern liegt sie mit 18,9 Prozent nahezu doppelt so hoch. Dort bedeuten 1,43 Millionen Arbeitslose einen Zuwachs gegenüber dem Vormonat um 117.000.

Besonders Menschen unter 25 Jahren haben auf dem Arbeitsmarkt im Osten besonders schlechte Karten. 148.400 Jüngere waren im Januar arbeitslos gemeldet. Deren Arbeitslosigkeit hat sich damit gegenüber dem Vorjahr nur um 3 Prozent verringert, das liegt weit unter dem Rückgang der Gesamtarbeitslosigkeit von 10 Prozent. In den alten Ländern hat die Arbeitslosigkeit Jüngerer dagegen im Vergleich zum Vorjahr überdurchschnittlich abgenommen. Doch auch dort gilt, daß Jüngere ein wesentlich höheres Risiko haben, arbeitslos zu werden. Bundesweit sind 480.000 Personen unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet.

Um diese Zahl zu verringern, setzt BA-Chef Jagoda seine Hoffnungen auf das von der Bundesregierung am 1. Januar gestartete Sofortprogramm zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit. Bis Ende Januar hat die BA rund eine halbe Million Arbeitslose unter 25 Jahren angeschrieben. 124.000 Jugendliche haben das Kontaktangebot angenommen und in den Arbeitsämtern vorgesprochen. 5.800 konnten in Maßnahmen untergebracht werden. Zum überwiegenden Teil waren dies Trainingsmaßnahmen, an deren Ende ein betrieblicher oder überbetrieblicher Ausbildungsplatz garantiert ist.

Die Erfolgsquote des Programms ist im Osten deutlich höher als im Westen. Obwohl dort 41.300 Jugendlichen ein konkretes Angebot unterbreitet worden war, traten nur 2.200 in eine Maßnahme ein, 5.200 lehnten ab. In den neuen Ländern wurde 22.400 Jugendlichen eine Maßnahme vorgeschlagen. 3.500 nahmen an und 3.600 sagten nein. Die Begründungen der insgesamt 8.800 „Verweigerer“ werden nun von den Arbeitsämtern durchleuchtet. Ihnen drohen, falls sie Leistungen beziehen und keine überzeugenden Begründungen für ihre Ablehnung vorbringen, entsprechende Sperrzeiten.

In Bonn nannte die Sprecherin des grünen Bundesvorstandes, Gunda Röstel, die Abnahme bei jüngeren Arbeitslosen ein „ermutigendes Zeichen“. Doch zeigten die Zahlen insgesamt, das der Abbau der Arbeitslosigkeit die zentrale Aufgabe von Rot-Grün bleibe. Dagegen warf der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Union, Hermann Kues, der Regierung vor, durch „ziellose Politik" tiefe Spuren auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen zu haben. Von einer „verhalten positiven Grundtendenz“ sprach die SPD, die von der üblichen Winterarbeitslosigkeit überlagert werde. Bernd Siegler

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