Parolen von den Kleinen

■ Wirkt manchmal wie ein Sci-fi-Film, enthält aber alle Essentials eines guten Kinderfilms: Mit „Der Ball“ startet das diesjährige Kinderfilmfest

Die Straßen sind leer gefegt, der Schulweg führt über eine Autobahnauffahrt, Schrott und Autoreifen liegen herum. Die wenigen Autos, die noch fahren, scheinen allein dazu zu dienen, Kinder zu überfahren. Manchmal wirkt „Der Ball“ wie ein in der Postapokalypse angesiedelter Science-fiction-Film. Manchmal. Meistens scheint die Welt, wie wir sie kennen, aber auch nur ein paar Monate konsequent weitergedacht.

Der Anspruch von „Der Ball“, mit dem heute das Kinderfilmfest beginnt, ist einem Eröffnungsfilm mehr als angemessen. In die Geschichte von Sophie, die mit einem Fußball, der fliegen und zaubern kann, nicht nur Spekulanten und korrupten Politikern das Handwerk legt, sondern auch einen Hund und neue Freunde findet, steckt so ziemlich alles, was der Kinderfilm so gemeinhin im Angebot hat: Umweltkrimi, Tierfilm, Mutter-Kind-Drama, Einsamkeitsstudie, Märchen. Immerhin das sonst so beliebte Erwachsenwerden fällt aus: „Der Ball“ ist eher ein Plädoyer dafür, Kindern die Freiräume fürs Kindsein zu schaffen.

Die belgisch-niederländisch- deutsche Koproduktion, in der auch Gelder des Filmboard Berlin- Brandenburg stecken, ist das Langfilm-Debüt von Regisseur Dany Deprez und Drehbuchautor und Produzent Jean-Claude Van Rijckeghem, die gemeinsam bisher Kurzfilme und Dokumentationen fürs Fernsehen gedreht haben. Daß der Regisseur sonst als Videokünstler tätig ist, sieht man dem Film allerdings nicht unbedingt an.

„Der Ball“ ist recht konventionell inszeniert. Ärgerlich wird es allerdings bei der Kinder-Revolution, wenn die lieben Kleinen mit gereckten Fäusten Parolen skandieren müssen. Das ist allen Beteiligten offensichtlich eher peinlich. Auch die Tricktechnik ist nicht auf dem allerneuesten Stand, aber was die Kapriolen des ledern-runden Hauptdarstellers betrifft, ist die Illusion ausreichend glaubwürdig.

Rijckeghem, der auch Kurzgeschichten für Kinder schreibt, hat ein Drehbuch geschrieben, das sich zwar keine logischen Ungereimtheiten leistet, wie das sonst bei Kinderfilmen gern geschieht, aber nicht auf einige der üblichen Platitüden verzichten mag. So sind die erwachsenen Bösewichter mal wieder recht eindimensional geraten: Der Spekulant grinst hinterhältig und sagt Sachen wie „Ich kann den Asphalt schon riechen“, während sein gewalttätiger Bodyguard sich benimmt wie ein Dreijähriger und entsprechend furchteinflößend wirkt.

Doch ohne echte Gegner mag sich auch in einem Kinderfilm das Drama nicht so recht entwickeln. Thomas Winkler

Eröffnung des Kinderfilmfestes heute um 14 Uhr in der Urania

„Der Ball“ 11.2., 15 Uhr, Urania, 12.2., 15 Uhr, FaF, 14.2., 16 Uhr, Adria, 19.2., 10 Uhr, Adria