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■ QuerspalteJenseits von Valletta

Am Montag veröffentlichte der Spiegel eine kleine Karte. Darauf sind die Flugbewegungen Abdullah Öcalans verzeichnet: Von Damaskus führt ein Pfeil nach Moskau. Es folgen Rom, Korfu und Nischni Nowgorod. Dann kam es zu einer Sichtung über Rotterdam. Der letzte Pfeil endet kurz vor Malta im Mittelmeer. Was soll es bedeuten? Daß auch Nachrichtenmagazine nicht weiterwissen als bis Valletta?

Der Sat.1-Text war anderntags schlauer: „Kurden-Führer hält sich möglicherweise in Ostdeutschland versteckt.“ Ostdeutschland ist immer gut. Dort gibt es Dinge, die es sonst nirgendwo gibt. Heidnische Rituale, gruselige Gestalten. Terroristen „möglicherweise“. Ostdeutschland ist der Superlativ von Papua-Neuguinea. Nun ist Öcalan vielleicht böse, aber nicht blöd. Er würde sich nicht einfach der Brandenburger Landjugend ausliefern. Zusammenhauen lassen kann sich ein Kurde viel besser zu Hause. Doch weiter im Videotext: „Die türkischen Geheimdienste“ vermuteten, ihr Lieblingsdelinquent sei „ohne Wissen der Bundesregierung“ eingeschleust worden. Klar. Warum sollte ausgerechnet die davon etwas wissen? „In einem Haus“ hätte sich Öcalan versteckt. Und „die PDS“ soll der PKK geholfen haben.

Zone. PDS. Haus. Die Mutter aller Beweisketten. Keine Partei bewohnt so viele Häuser in den neuen Ländern wie die PDS. Nicht mal die FDP. Die macht sich höchstens dadurch verdächtig, daß ihre Mitglieder in ein Buswartehaus hineinpassen – und Öcalan noch dazu. Necati Bilican, Leiter der türkischen Generaldirektion für Sicherheit – so würde ich, nebenbei bemerkt, eine Behörde nennen, mit der ich ziemlich üble Dinge vorhätte – deutete im Spiegel an, wie er Auslieferungsbegehren gewöhnlich bekräftigt: „Syrien haben wir mit einer Kriegsdrohung zum Einlenken gebracht.“ Das klingt gar nicht gut für Lothar Bisky. Zweifelsohne wird die PDS nun barmen, doch bitte, bitte etwas heftiger vom Verfassungsschutz beobachtet zu werden. Aber sonst immer meckern. Das haben wir gerne. André Mielke

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