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BSAG-Chef Witt geht fristlos

■ Aufsichtsrat berief technischen Vorstand an Spitze der BSAG

„Im beiderseitigen Einvernehmen“, so die offizielle Lesart, aber verdächtig überraschend und kurzfristig scheidet der Vorstandssprecher der Bremer Straßenbahn-AG, Karl-Heinz Witt, zum Ende des Monats aus dem Unternehmen aus. Das hat der Aufsichtsrat gestern beschlossen. Eine offizielle Begründung dafür gab es nicht. Die BSAG selbst teilte nur mit, daß der derzeitige Technische Direktor, Dipl. Ing. Georg Drechsler, in Zukunft auch für den kaufmännischen Bereich zuständig und „Sprecher des Vorstandes“ sein soll.

Seit längerem ist bekannt, daß die drei Vorstandsmitglieder sich untereinander vielfach blockiert haben. Witt, der vorher Chef der kleinen Bundesbahn-Tochter „Weser-Ems-Bus“ war und der von der früheren Bausenatorin Eva-Maria Lemke-Schulte (SPD) zur BSAG geholt wurde, wird mangelnde kaufmännische Initiative beziehungsweise mangelndes Durchsetzungsvermögen dabei nachgesagt. Die Arbeitnehmerbank der BSAG war von Anfang an gegen Witt, da er von einem kleinen Unternehmen aus dem Bremer Umland kam, das eher als Konkurrenz der BSAG angesehen wurde. Witt, der auch Vertreter der BSAG im „Verkehrsverbund Bremen-Niedersachsen“ (VBN) ist, wurde mehrfach unterstellt, zu stark die Interessen der VBN und zu wenig die der bremischen Beschäftigten zu vertreten.

1994 gab es eine handfeste Rücktrittsforderung von der Arbeitnehmerbank im Aufsichtsrat. Witt hatte damals erklärt, das Unternehmen müsse „wettbewerbsfähig und schlanker“ werden. Er hatte weitergehende Kooperationen zwischen der BSAG und Umland-Busfirmen nicht ausgeschlossen. „Anscheinend fühlt sich Herr Witt den VBN-Gesellschaftern mehr verbunden als dem eigenen Unternehmen“, warf ihm damals ein Aufsichtsratsmitglied vor.

Der Nachfolger an der BSAG-Spitze, Drechsler, ist seit 1997 im Vorstand der BSAG. Er kommt aus Karlsruhe, wo er sich einen Namen machte mit dem Konzept, die örtlichen Bahnen auch auf dem Schienennetz der Bundesbahn einsetzbar zu machen. Drechsler sieht die BSAG unter dem Druck der Konkurrenz aufgrund der Liberalisierung des Nahverkehr-Marktes. Hinzu kommt, daß die Stadt Bremen aufgrund ihrer Haushaltslage die Zuschüsse immer wieder kürzt. „Wir sind in einer Umbruchsituation“ formulierte Drechsler gegenüber der taz im vergangenen Jahr. Von ihm versprechen sich Aufsichtsräte, daß er die BSAG kaufmännisch offensiv durch die Krise führt. K.W.

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