■ Sprachlehrer in Hessen sollen umschulen: Roland Koch: Ordentlich Deutsch lernen
Berlin (taz) – Die beiden künftigen Regierungspartner in Hessen, CDU und FDP, wollen eines ihrer zentralen Wahlversprechen, das einer „Unterrichtsgarantie“, durch Umschulung von Lehrern einlösen. 465 Lehrer für den Muttersprachunterricht sollen weiterqualifiziert werden oder in den Vorruhestand ausscheiden. Der Unterricht in Spanisch, Griechisch, Portugiesisch und anderen Fächern soll gänzlich wegfallen. „Es darf keine Tabus geben“, um das sehr ehrgeizige Ziel der Unterrichtsgarantie zu erfüllen, sagte ein Sprecher der FDP auf Anfrage. Zur Einstellung neuer Lehrer wollten die Koalitionspartner keine Auskunft geben.
Im Wahlkampf hatte der künftige Ministerpräsident Roland Koch (CDU) angekündigt, den immensen Unterrichtsausfall an hessischen Schulen durch eine „Herkulesarbeit“ auszugleichen. Es solle zusätzlicher Unterricht im Gegenwert der Stundenzahl von 2.000 Vollzeitlehrern angeboten werden. Koch hatte kritisiert, daß an Gymnasien rund 17 Prozent der Schulstunden ausfallen. Koch sagte der taz zu seinen bildungspolitischen Vorstellungen: Es gehe heute nicht mehr darum, „die Kinder von Ausländern auf die Heimreise vorzubereiten. Heute geht es darum, daß sie eine gute Zukunft in Deutschland haben – das heißt, sie müssen ordentlich Deutsch lernen.“
Zur Zukunft der rund 465 Lehrer für den Muttersprachunterricht müsse nun zunächst deren „rechtlicher Status“ geprüft werden. Die Hälfte der Lehrer, die nur die Berechtigung für ein Unterrichtsfach haben, besitzt unkündbare Verträge. Koch versprach, niemanden zu entlassen.
Im Gegensatz zu Hessen schränkt Nordrhein-Westfalen den Muttersprachunterricht nicht ein, sondern professionalisiert die Lehrer in einem eigenständigen Studiengang an der Uni Essen. Eines der Argumente lautet, daß Immigrantenkindern der Ausbau einer Zweitsprache (des Deutschen) häufig schwerfällt, weil ihre Muttersprache stagniert. cif
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