: Am Islam soll der EU-Beitritt der Türkei nicht scheitern
■ Staatsminister Verheugen: Mitgliedschaft aber nur bei „vollständiger Gleichberechtigung“ der Kurden
Bonn (taz) – Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Günter Verheugen, hat gegenüber der taz skizziert, unter welchen Bedingungen die Türkei sich Hoffnung auf eine EU-Mitgliedschaft machen darf. Verheugen betonte, daß die Bundesregierung die Türkei als Kandidaten ansehe, diese habe aber bisher die Möglichkeiten, die ihr auf dem EU-Gipfel in Luxemburg angeboten worden seien, nicht genutzt. Es gebe „vier schwerwiegende Hindernisse“ auf dem Weg des Landes in die Europäische Union: Das Demokratiekriterium sei nicht vollständig erfüllt, die Türkei habe ein „beachtliches Rechtsstaatsproblem“, Nachbarschaftsprobleme und die Kurdenfrage sei ungelöst.
Verheugen hält die Kurdenfrage in der Türkei von der Natur des Konflikts her mit der Situation im Kosovo für „vergleichbar“. Allerdings seien die Auswirkungen „noch sehr unterschiedlich“, sagte der SPD-Politiker. Die Zeit für eine politische Lösung des Problems dränge. Die Kurdenfrage kann nach Ansicht von Verheugen nicht anders gelöst werden „als durch eine vollständige Gleichberechtigung“. Der Staatsminister erklärte allerdings, daß die Staatengemeinschaft nicht mehr tun könne, als den Versuch zu unternehmen, die Türkei zu beeinflussen „und ihr übrigens auch klarzumachen, daß ihr Wunsch nach einer EU-Mitgliedschaft unter anderem von einer Lösung des Kurdenproblems abhängt“. Widerstand gegen die Mitgliedschaft eines muslimischen Landes in der EU dürfe es aber nicht geben: „Wir sehen die EU nicht als einen Club christlicher Staaten.“ Bettina Gaus
Interview Seite 7
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen