Sponsoring, Autos etc.
: Voll im Dreh

■ Filmarbeit live in Zeiten des Hauptsponsors

Das Wetter zur Berlinale ist gewissermaßen A-Klasse. Kalt, allerdings bei strahlendem Sonnenschein. Wie in Cannes kann man Sonnenbrille tragen, was bekanntlich ungemein verschönt: Jeder ein Star unter Stars. Geradezu ideales Licht für Außenaufnahmen. Für die A-Klasse, die auch mal kurz ins Bild gesetzt werden soll. Ganz nebenbei, versteht sich. Aber es muß schon sein.

Mercedes-Benz, Sponsor der Berlinale, will nämlich noch ein übriges tun, also nicht nur Stern unter Sternen sein und als Logo auf Plakaten, Fahnen und Broschüren prangen. Er will auch für Action sorgen, für Filmarbeit live und öffentlich zugänglich. Der Nachwuchs soll gefördert werden.

Fünf junge Filmemacher dürfen innerhalb eines Tages einen Kurzfilm drehen. Dafür stellt ihnen Mercedes-Benz ein professionelles Filmteam mit Licht, Ton und Catering, eben mit allem Drum und Dran, zur Verfügung. Und kein geringerer als Detlev Buck ist der Pate von dat janze. Er hat den Anfang gemacht bei den Eintagesdrehs. Jetzt sind Andreas Hoepfner (26) und Tim Löhr (24), die an der HdK im vierten Semester Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation studieren, bei der Arbeit.

In der leeren Nationalgalerie steht eine Gruppe Skater mit Sektgläsern vor einem modernen Gemälde, über das sie sich scheinbar angeregt unterhalten. Draußen auf dem Vorplatz vollführt derweil ein typischer Anzugstyp die tollsten Stunts auf dem Board. So soll es jedenfalls im geschnittenen Film aussehen, der „Verkehrte Welt“ heißt. Ihr A-Klassen-Bild zeigt einen älteren Herrn, der höchst interessiert ins Innere des Wagens schielt. Als er sich schließlich umdreht und weggeht, stellt sich heraus, daß er blind ist. Daß sich nur Blinde für den kleinen Benz interessieren, soll das wohl nicht heißen. Aber irgendwie muß man das Ding unterbringen. Mit einer mehr oder weniger guten Idee. Denn Werbefilme sollen die Kurzfilme nach Wunsch des Sponsoren gerade nicht sein.

Peter Thorwart, dessen erster Spielfilm „Bang, Boom, Bang“ diesen Sommer in die Kinos kommen wird, läßt Ralf Richter als eine Art Zuhältertypen beim Pokern einen Mercedes gewinnen. Als er mit seiner Freundin in die Tiefgarage geht, um den Wagen großzügig an sie weiterzureichen, glaubt er, daß nur der aufdringlich aufgemotzte Riesenschlitten sein Gewinn sein kann. Die Freundin schaut nicht begeistert. Kaum drückt er jedoch den Infrarotschlüssel, macht es nicht vor, sondern hinter ihnen „plong“ – da strahlt die Dame: Denn es ist, natürlich, die A-Klasse, die er abgezockt hat.

Die Skater in der Nationalgalerie kennen sich dort übrigens gut aus, wenn auch nicht unbedingt im Innern. Nostalgisches Gefühl wird wach und die Klage laut, daß ihnen dieses tolle Übungsgelände vor drei Jahren weggenommen wurde. Man sollte sich nicht in ein Gespräch verwickeln lassen, die Sache ist todernst und als Verein organisiert sind sie auch schon. Aber mit den Filmemachern kann man nicht reden, die sind voll mit dem Dreh beschäftigt. Was ja in Ordnung geht. Gestern abend waren die ersten drei Filme bei der Gala des Film-Board zu sehen. bw