: Mit wem für den Doppelpaß kämpfen? –betr.: „Doppelpaß jetzt“, „Überall ist Hessen“, taz vom 9. 2. 99
Ich würde gerne für den Doppelpaß kämpfen, denn ich könnte ihn selber gut gebrauchen, bemühe ich mich doch schon länger aus beruflichen Gründen um die amerikanische Staatsbürgerschaft. Nur mit wem? Mit den Türken? Die, die ich kenne, sind noch nationalistischer als die meisten Deutschen, die hier diese unsägliche Unterschriftenaktion der CDU unterstützen. Mit meinen grünen Freunden? Die haben hinter verschlossenen Türen genausoviel Bedenken gegen „zu viele“ Muslime wie meine 80jährige Mutter. Mit meinen Nachbarn? Die sind in meinem Hause in der Mehrzahl polnische Aussiedler und froh, daß sie endlich nur eine Staatsbürgerschaft haben, und zwar die deutsche. Mit meinen Brüdern? Deren Frauen besuchen mich und mein Wohnviertel – in dem ich mich im übrigen wohl fühle – „ungern“, weil abends mehr Ausländer als Deutsche auf den Straßen sind. Was nützt mir da, daß Günter Grass, Boris Becker und Joschka Fischer mich bei meinem Anliegen demonstrativ unterstützen. Arnold Voß, Herne
Der Realitätsverlust der Grünen im Zuge ihres Machtrausches – einer der Gründe für die hessische Wahlniederlage – kommt im Kommentar von Rüdiger Rossig „Doppelpaß jetzt“ exemplarsich zum Ausdruck: „Der Doppelpaß muß jetzt durchgesetzt werden, und zwar ohne Rücksicht auf etwaige Wahlverluste.“ Dabei hat die soeben verlorene Wahl in Hessen doch gezeigt, daß man zu gesellschaftlichen Veränderungen erst einmal Mehrheiten braucht.
Die Arroganz der Macht, die ihnen im September in den Schoß gefallen ist, hat die Grünen, die einst die Basisdemokratie hochhielten, dazu geführt zu glauben, keine Überzeugungsarbeit in der Öffentlichkeit mehr nötig zu haben und fundamentale Reformen (für die ich auch bin!) auch gegen gesellschaftliche Mehrheiten durchsetzen zu können ... Fragt sich nur, wie! [...] Wolfgang Geiger, Clermont-Ferrand, Frankreich
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