: Auf Teufel komm raus wird jetzt gebaggert
■ Das Gripstheater hat Sorgen. Der Kampf um das junge Publikum wird immer schwieriger, und jetzt hat auch noch die Hälfte des Ensembles gekündigt. Aber gefeiert wird trotzdem!
Das Gripstheater wird im Mai diesen Jahres dreißig. Doch Feierlaune will bei den Gripsianern nicht recht aufkommen. Denn kurz vor Beginn der neuen Spielzeit haben fünf Mitglieder des festen Ensembles gekündigt. Zusammen mit drei weiteren Schauspielern, die schon im vergangenen Jahr das Weite suchten, hat das Grips in kürzester Zeit mehr als die Hälfte seines zwölfköpfigen Ensembles verloren.
Der Gründer des Gripstheaters, Volker Ludwig, der der Bühne heute noch als Leiter vorsteht, gab gestern auf einer Pressekonferenz vor allem den Feuilletons des Landes die Schuld an der Misere. Die Akzeptanz von Kinder- und Jugendtheatern schwinde immer mehr. Realistische Gegenwartsstücke, die sich an den Problemen und Sehnsüchten eines jungen Publikums orientierten, würden hier immer weniger ernst genommen werden. Mit diesem Akzeptanzproblem haben auch die Schauspieler zu kämpfen. Da sie außerdem an größeren Bühnen mehr verdienen, sind sie immer schwerer zu halten.
Das Gripstheater leidet auch unter einem Generationswechsel in der Lehrerschaft. Denn vor allem Schulklassen gehörten bislang zu der Hauptzuschauergruppe des Theaters. Die Lehrer aus der 68er- Generation seien „ausgebrannt“ und nicht mehr so stark am Jugendtheater interessiert. Die jungen stünden den Bühnen ohnehin distanziert gegenüber, so der Dramaturg Stefan Fischer-Fels.
So wird das „Lehrer anbaggern“ weiterhin eine der Hauptaufgaben des Dramaturgen bleiben.
Trotz all der Sorgen, plant man ein kleines Jubiläumsprogramm. Der Arbeitstitel, unter dem man an der Geburtstagsproduktion arbeitet, zeigt immerhin, daß man die Selbstironie bei den Gripsianern noch nicht ganz eingebüßt hat: „Wir werden immer größer – die Geburt des Grips aus dem Geiste des Kabaretts“. Für die nächsten 30 Jahre hat man jedenfalls noch genug Optimismus. Anke Wülpern
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen