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Die Mode um die Berliner Mauer

Die Modeschule ESMOD stellte SchülerInnen die Aufgabe, Kleidung zum Thema „Zehn Jahre Mauerfall“ zu entwerfen. Jetzt zeigten sie die Ergebnisse, die recht bieder daherkamen  ■ Von Axel Schröder

Es war keine leichte Aufgabe. Im vergangenen September erhielten die SchülerInnen der Modeschule ESMOD von ihren LehrerInnen den Auftrag, Mode zum Thema „Zehn Jahre Mauerfall“ zu entwerfen. Gestern konnten ihre zu Stoff gewordenen Ideen im Kleinen Festsaal der Hackeschen Höfe in Mitte bestaunt werden.

Wer aber damit gerechnet hatte, beim Anblick von Schnitt und Farbgebung sofort den zehnten Jahrestag der Maueröffnung zu assoziieren, wurde enttäuscht. Die Umsetzung des Themas fand ihren Niederschlag in erster Linie auf bedruckten schlichten, weißen T-Shirts.

Mit den altbackenen Motiven der gängigen Mauer-Souvenir- T-Shirts haben die Entwürfe wenig gemein. Den Bruderkuß von Breschnjew mit Honecker brachte Antonia Fischer aufs T-Shirt, das Kürzel „DL“ darüber stehe für „Dead-Line“, wie sie erklärt.

Ihre Mitschülerin Nadja Girod ließ ihren dreadbelockten WG- Nachbarn nackt gegen ein Reststück des alten DDR-Schutzwalls springen. Quer darüber hat sie ein Zitat aus Goethes „Faust“ plaziert: „Alles was entsteht, ist wert, das es zugrunde geht“.

Den fünf verschiedenen Rock- varianten, die auch Teil der Aufgabe waren, sah man dagegen weder Ost-West-Konflikt noch das schwierige Zusammenwachsen an. Anders die Entwürfe der Accessoires: An der Kette der ESMOD–Gesellschafterin Silvia Kadolsky baumeln zerborstene Steine und im durchsichtigen PVC-Schultergurt der betongrauen Umhängetasche windet sich ein Stacheldraht.

Die Idee zu der Arbeit lieferte der 70jährige Alfred Marquart. Zu DDR-Zeiten war er Korrespondent der Zeitschrift TW–Textilwirtschaft in Ost-Berlin.

Auf die Beine gekommen ist das Projekt dann mit Unterstützung aus ganz verschiedenen Richtungen. Der Senat stellte für das Projekt 20.000 Mark zur Verfügung, eine Modegruppe die Stoffe („High-Tech-Synthetik“), ein Juwelier möchte den entworfenen Schmuck vermarkten und ein Teppichhändler einen ausgewählten Entwurf in einen Läufer knüpfen.

Fehlen durfte im Internet-Zeitalter natürlich nicht der virtuelle Shop im Netz. Also startete ein Software-Unternehmen auf der gestrigen Pressekonferenz die Web-Seite für die Kreationen der SchülerInnen.

Sechs Aufnahmen von jedem Kleidungsstück sind im Internet für den Anblick gespeichert und sogar „ranzoomen“ kann man sich die Auswahl. Aber mehr noch: „Sie können den Stoff am Bildschirm fühlen“, preist der Mann seinen Beitrag zum Projekt.

Die Einbettung ihrer Arbeit in dieses breite Wirtschaftsbündnis soll es den SchülerInnen ermöglichen, mit ihren Produkten auch Geld einzunehmen. Diese Einnahmen, erläutert Silvia Kadolsky, fließen zur einen Hälfte in die Taschen der SchülerInnen. Mit der anderen sollen Stipendien für die nachrückenden Jahrgänge finanziert werden. „So schaffen die Studenten Ausbildungsplätze für Studenten“, schwärmt Silvia Kadolsky. Die Pariser Modeboutique „Colette“ hat angeblich schon ihr Interesse an den schicken Mauer-T-Shirts der SchülerInnen angemeldet. Und Ende Februar dieses Jahres fährt man zudem nach Shanghai, um den Chinesen die Mauerfall-Kollektion näherzubringen.

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