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Und ewig ploppt die Wortmaschine

Showcase Beat Le Mots „Grand Slam“ auf Kampnagel ist Theatermuzak im besten Sinne des Wortes  ■ Von Christiane Kühl

Machen wir uns nichts vor. Wenn Showcase Beat Le Mot auf den Tenniscourt lädt, scheint keine Sonne. Dann ist tiefschwarze Nacht. Das regelmäßige Ploppen der Bälle, das anderswo die Köpfe der Zuschauer so hübsch regelmäßig vom linken ins rechte Profil gleiten läßt, ertönt zwar, jedoch allein aus rhythmischen Gründen. Darüber können auch die kurzen weißen Hosen und adretten Poloshirts der jungen Männer nicht hinwegtäuschen: In Grand Slam geht es nicht um Sport – und auch nicht, wie die fünf Performer gerne klug herausstellen, um eine Metapher für organisiertes Freizeitverhalten –, sondern um pure Ästhetik.

Welcome to the Pleasure Dome. Theater, das scheint eines der Grundanliegen von Showcase zu sein, darf heute vor allem nicht mehr wie Theater aussehen, klingen oder riechen. Auf Kampnagel haben die Gießener die Vorhalle der k6 in Schwarzlicht getaucht, aus dem heraus neongelb die Linien eines Tennisfeldes leuchten. Das Publikum steht auf einer seitlichen Tribüne, an deren Ende sich eine Bar befindet. Diese wird allerdings während der Vorstellung nicht frequentiert; es bedarf offensichtlich noch einer Menge entspannter Lehrjahre, bis das Publikum des neuen Theaters seine alten Rezeptionsgewohnheiten ablegt und aufhört, der Bühne mehr falsche Ehrfurcht entgegenzubringen als umgekehrt ihm von dort entgegengebracht wird. Bei Radar Radar nichts ist egal, der letzten Performance, die Showcase auf Kampnagel vorstellte, flezten sich die Zuschauer auf Matratzenlagern, aßen und spielten mit den Akteuren Fußball; bei Grand Slam bleiben sie artig 70 Minuten lang stehen.

Der Pleasure Dome, zu dem die Betrachter musikalisch eingeladen werden, ist ein Vergnügungspark ohne jede Leidenschaft. Unsportliche, studentisch anmutende Brillenträger, die keine Schauspieler sind und angenehmerweise auch nicht so tun, als seien sie welche, greifen sich das Mikrophon und erzählen emotionslos Begebenheiten. Wahre, fiktive, desillusionierende, absurde. „Ich wollte immer Performances machen wie harten HipHop. Was dabei herausgekommen ist, ist melancholischer Country.“ Sagt einer vorne, hinten, auf dem hohen Schiedsrichterstuhl, beginnt einer vom „Ring Of Fire“ zu singen. Nichts brennt. „Die in diesem Raum installierte Zeitbombe wird in einigen Minuten explodieren“, hatte jemand zu Beginn versprochen, aber nichts zündet. Stattdessen wird ein aus dem Leben gegriffener Kurzroman auf Igluzelte projiziert, ein amüsantes „Fang-den-Performer“-Video eingespielt und schicke Minimal-Kurzchoreographien mit Tennisschläger beiläufig wiederholt. Zu allem ploppt die Ballmaschine. And the beat goes on.

Showcase Beat Le Mot ist im wesentlichen Atmosphäre. Ein hipper, sehr gelungener aus Pop-, Punk-, Country-, und Trip-Hopsamples gewobener Klangteppich von Albrecht Kunze ist die präsente Basis dieses Spiels. Darauf bewegen sich Akteure, die Worte monoton wie Ballmaschinen ausspucken: Bei Sinnsprüchen wie „Gott ist ein Nervenzusammenbruch mit vielen Sponsoren“ bleibt unklar, ob es sich um potenziertes Bedeutungsheischen oder die versuchte Abschaffung der Bedeutung an sich handelt. Undramatisch, im klassischen Sinne anti-dramatisch ist dieses Theater, das konzentriert vor sich hinplätschert und irgendwann endet, ohne Applaus zu wollen. Wer nichts erwartet, wird reich belohnt. Wir müssen uns nichts vormachen, lautet das Angebot der Künstler für einen angenehm entspannten Abend. Grand Slam ist Theatermuzak im besten Sinne des Wortes.

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