: Proteste gegen Besuch aus Indien
■ Ministerpräsident Vajpayee und sein pakistanischer Kollege Sharif gehen in der „Erklärung von Lahore“ auch auf die Atompolitik ein
Lahore (AP/dpa) – Begleitet von Protesten militanter Muslime hat am Wochenende erstmals seit mehr als zehn Jahren ein indischer Regierungschef Pakistan besucht. In Lahore wurde gestern bei Ausschreitungen ein Polizist getötet. Über 200 Demonstranten wurden festgenommen, im Grenzort Wagha, wo Atal Bihari Vajpayee am Samstag vom pakistanischen Ministerpräsidenten Nawaz Sharif begrüßt wurde, nahm die Polizei über 100 Menschen fest. Bei den Demonstranten handelte es sich mehrheitlich um Anhänger der nationalistischen Jamaat-Islami- Partei.
Bei ihrem Gipfeltreffen in Lahore vereinbarten Sharif und Vajpayee am Sonntag vertrauensbildende Maßnahmen, zu denen auch eine Kontrolle der Atomwaffen beider Seiten gehören soll. Außerdem kamen sie überein, die Verhandlungen über die umstrittene Unruheregion Kaschmir voranzutreiben.
In einer „Erklärung von Lahore“ versprachen Indien und Pakistan, die Grundsätze der weltweiten Abrüstung und einer Nichtangriffspolitik zu halten. Nach den Gesprächen bekannten sich Vajpayee und Sharif zu der gemeinsamen Verpflichtung, für Frieden und Wohlstand in ihrer Region zu sorgen.
Auf einem Festbankett zu Ehren seines Gastes hatte Sharif am Samstag dazu aufgerufen, die Streitigkeiten der Vergangenheit beizulegen und die alten Probleme zu lösen. Auch Vajpayee hatte sich für einen „dauerhaften Frieden, Harmonie und Zusammenarbeit“ ausgesprochen. Beide Staaten haben seit der Unabhängigkeit von Großbritannien 1947 bereits drei Kriege wegen Kaschmir geführt. Im vergangenen Jahr führten Neu- Delhi und Islamabad unterirdische Atomtests durch und erklärten sich zu Atommächten.
Vajpayee reiste mit dem Bus nach Wagha. Er wurde zur Einweihung der Linienstrecke Neu-Delhi-Lahore, der ersten Busverbindung zwischen beiden Staaten in 51 Jahren, von 22 Repräsentanten des öffentlichen Lebens begleitet, die für eine Aussöhnung mit dem Nachbarstaat eintreten.
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