: Shakespeares Liebe scheitert am Zweiten Weltkrieg
■ Gold für Malicks „The Thin Red Line“. Das lesbische Paar aus Deutschland erhielt Silber
Der Bär kam nicht ganz unerwartet. Gestern wurde „Der schmale Grat“ (The Thin Red Line) von Terrence Malick mit dem Goldenen Bären der Berlinale ausgezeichnet. Damit hat sich die Jury unter Leitung der spanischen Schauspielerin Angela Molina dem positiven Urteil angeschlossen, das Malicks Film bereits in den USA verbuchen konnte: Dort ist der Kriegsfilm mit Sean Penn und Nick Nolte für sieben Oscars nominiert worden.
Dagegen ist die Vergabe der Silbernen Bären einigermaßen überraschend ausgefallen. Die beiden deutschen Schauspielerinnen Maria Schrader und Juliane Köhler erhielten die Auszeichnung für ihre Darstellung eines lesbischen Liebespaares in „Aimée & Jaguar“ von Max Färberböck. Außerdem wurde Michael Gwisdek für seine Rolle als Angestellter, der sich in Andreas Dresens „Nachtgestalten“ um einen kleinen afrikanischen Jungen kümmert, mit einem Silbernen Bären belohnt. Damit sind gleich zwei deutsche Produktionen unter den Gewinnern, die vom regionalen Filmboard Berlin Brandenburg gefördert wurden.
Einen Silbernen Bären für seine besondere künstlerische Leistung hat auch David Cronenberg erhalten, dessen neuer Film „Existenz“ einer Mischung aus surrealem Kammerspiel und Video Game gleicht. Obwohl John Maddens „Shakespeare in Love“ für immerhin 13 Oscars vorgeschlagen ist, reichte es in Berlin nur zu einem Silbernen Bären für die beiden Drehbuchautoren Marc Norman und Tom Stoppard.
Außerdem gingen Silberne Bären an den britischen Regisseur Stephen Frears für seinen Neo- Western „The Hi-Lo Country“ und an „Mifune sidste sang“ von Soren Kragh-Jacobsen. Wie Lars van Trier und Thomas Vestenberg gehört der dänische Regisseur zu den Unterzeichnern des „Dogma 95“, das eine neue Reinheit für das Filmemachen einfordert. Zudem wurde der mit 10.000 Mark dotierte Friedensfilmpreis der Internationalen Filmfestspiele Berlin an den türkischen Beitrag „Reise zur Sonne“ von Yesim Ustaoglu verliehen. Der französische Wettbewerbsbeitrag „Ca commence aujourd'hui“ („Es beginnt heute“) bekam den Hauptpreis der Ökumenischen Jury. Regisseur Bertrand Tavernier schildert darin den Kampf des Vorschullehrers Daniel in einer nordfranzösischen Bergarbeiterstadt für bessere Lernbedingungen seiner Zöglinge.
Auszeichnungen gab es auch bei den anderen beiden Sektionen: Der mit 5.000 Mark dotierte Preis der kirchlichen Jury unter Vorsitz des Australiers Peter Malone wurde an Maj Wechselmanns „Speak to me Sisters!“ aus dem „Panorama“ vergeben. Der Film würdige den Widerstand von Frauen gegen die Apartheid und ermögliche einen Blick auf die Geschichte Südafrikas sowie die Vielschichtigkeit der Erfahrungen von Gewalt, Verlust und politischer Aktion. Ebenfalls 5.000 Mark erhält der Forum-Film „Dealer“ von Thomas Arslan, der in strengen, fast dokumentarischen Sequenzen den Niedergang des jungen Kreuzberger Dealers Can zeigt. Zugleich bekam Arslan auch den Preis des Internationalen Fimkritikerverbandes Fipresci.
Der vom Bundesverband kommunale Filmarbeit verliehene Caligary-Preis ging an Didi Danquart, dessen „Viehjud Levi“ nach einem Theaterstück von Thomas Strittmacher gedreht wurde. Bei dem mit 20.000 Mark dotierten Wolfgang-Staudte-Preis entschied sich die Jury für „The Cruise“ von Bennett Miller, der über Monate einen New Yorker Stadtführer auf seinen Bustouren begleitet hat. Harald Fricke
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