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Radiostadt Bremen

■ Kaum Bremen auf der Berlinale: Dennoch suchte unser Filmkritiker wieder verzweifelt nach dem lokalen Bezug bei den internationalen Filmfestspielen – und fand ihn auch!

Auch eine Landplage kann zu magischen Momenten führen: So wurde auf den diesjährigen Filmfestspielen in Berlin ganz nebenbei und absichtslos die Grenze zwischen Leinwand und Publikum aufgehoben. Während der Vorführungen klingelte alle paar Minuten wieder ein Handy – all die kommunikationssüchtigen Wichtigmenschen ließen sich doch nicht von den paar Verbotsschidern an den Kinotüren vorschreiben, ob sie den Rest des Publikums mit ihrem elektronischen Gebimmel nerven durften oder nicht. Weil aber inzwischen auch in vielen Filmen ständig Handy klingeln, wußte man oft wirklich nicht, ob nun solch ein didelum, didelum, di,ta,dü auf oder vor der Leinwand ertönte. Und zumindest einmal war das Timing perfekt: Im Film wählte gerade jemand eine Nummer und sofort danach klingelte es im Zuschauerraum.

Bemerkenswert war auch der Einfluß der deutschen Kultur auf die Japaner. In zwei Filmen von sehr jungen Filmemachern aus Nippon war sie zu spüren: In „Ah, Haru“ tritt in einer Sequenz eine Gauklertruppe in den Straßen von Tokio auf, und sie spielen auf Drehorgel, Geige und Gitarre ausgerechnet „Im Grunewald, im Grune-wald ist Holzaktion“! In dem Zeichentrickfilm „Jin-Roh“ gibt es eine geheime Kampftruppe mit dem Namen „Die Wolf Brigade“, die eindeutig nach den Wehrwolfgruppen modeliert sind, die angeblich zum Schluß des zweiten Weltkriegs mit Terrormethoden weiter für die Nazis kämpften.

Das Märchen von Rotkäppchen spielt in diesem Film auch eine wichtige Rolle, und man sieht tatsächlich immer wieder das Märchenbuch der Brüder Grimm in Deutsch (und ohne Rechtschreibfehler) in einigen Kernsequenzen des Films. Leider kommen dort die (in Japan sehr beliebten) Bremer Stadtmusikanten nicht vor, dann wäre ich nämlich auf meiner Suche nach dem Lokalbezug fündig geworden, der ja der Raison d'etre dieses Artikels ist, und den ich bisher tunlichst (wie Sie wohl schon gemerkt haben) vermieden habe.

Denn da war so gut wie nichts Bremisches auf den Leinwänden zu sehen. Früher konnte man sich immer mal wieder über einen mißlungenen Film von Thomas Mitscherlich ärgern, und im letzten Jahr wurden immerhin in einer deshalb unsterblichen Szene in „The Big Lebowski“ der Coen-Brothers die Pfannkuchen unserer Heimatstadt erwähnt. Aber diesmal sah es ganz schlimm aus. Als Trost kann ich nur von einem cineastischen Fund erzählen: In einer Biografie von Howard Hawks war zu lesen, daß er 1948 Szenen für „Ich war eine männliche Kriegsbraut“ in Bremerhaven gedreht hat. Man sieht im Film zwar nur ein paar Baracken und einen Schiffsanleger, aber immerhin war Cary Grant eindeutig länger in der Stadt als Elvis. Wie wär's mit einem Musical?

Aber zurück nach Berlin: Einmal waren die Schriftzüge unserer schönen Stadt dann doch zu sehen: In Aki Kaurismäkis (ansonsten eher enttäuschenden) Stummfilm „Juha“ fährt die Kamera einmal über die Frequenzskala eines alten Röhrenradios und da kann man dann (unten links) ganz deutlich für eine knappe Sekunde „Bremen“ lesen. Wer sucht, der findet!

Wilfried Hippen

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