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Schliff vom Schleifer

Willi Reimann bringt den FC St. Pauli auf Erfolgskurs. Drei Punkte hat er schon  ■ Von Franko Koitzsch

Willi Reimann bringt den FC St. Pauli auf Vordermann. Der neue Trainer schaffte bei seinem Einstand das, was beim Hamburger Fußball-Zweitligisten zur Rarität geworden war: einen Sieg. Das 3:1 im Nachholspiel bei den Stuttgarter Kickers am Montag abend war der erste Erfolg seit dem 25. Oktober vorigen Jahres. Bis zur Winterpause war der einstige Bundesligist zur lust- und kraftlosen Spieleransammlung mit ungebremstem Zug Richtung Regionalliga verkommen. Nach den drei Punkten von Stuttgart herrscht wieder Zuversicht am Millerntor.

Zunächst stellte der 49jährige Reimann vier Wochen lang als Schattenmann von Interimscoach Dietmar Demuth die Weichen aus dem Hintergrund. Nachdem seine schwer erkrankte Ehefrau Angelika dem Fulltime-Job als St.-Pauli-Trainer zugestimmt hatte, mistete der frühere Trainer der Bundesligisten VfL Wolfsburg und 1. FC Nürnberg den Schlendrian beim Kiezverein persönlich aus. „Ich verlange viel und erwarte viel von den Spielern. Wir müssen hart arbeiten“, erklärte der als „Schleifer“ bekannte Reimann seinen Akteuren. Nach den ersten Trainingseinheiten keuchte Torhüter Klaus Thomforde: „So fertig war ich schon lange nicht mehr.“

Reimann setzt auf Respekt und eiserne Disziplin. „Es wird jetzt sehr viel professioneller und engagierter gearbeitet“, beschreibt Vizepräsident Wolfgang Helbing das neue Klima bei St. Pauli. Reimann vertraut dabei Spielern, die Kleppinger schon aussortiert hatte. Mit Markus Lotter im Mittelfeld und dem schnellen Michael Mason im Angriff hat das Offensivspiel der Hamburger an Durchschlagskraft gewonnen. „Der ist so schnell“, lobte Reimann Torschütze Mason, „da gibt es keinen Abwehrspieler in der 2. Liga, der ihn halten kann.“ Lob kassierte auch der sichere Ersatztorhüter Carsten Wehlmann, der den verletzten Thomforde vertritt.

„Ich glaube, wir werden eine gute Rückserie spielen“, versicherte Reimann. Daß gleich im ersten Spiel unter seinem Kommando der Sprung aus dem Tabellenkeller gelang, wertete der Coach als hoffnungsvolles Signal. „Ich denke, daß ich die Mannschaft vor dem Abstieg bewahren kann.“ Doch Reimann will natürlich mehr. Der einstige HSV-Profi, der St. Pauli schon einmal von Juni 1986 bis November 1987 betreute, will auch den verlorengegangenen Mythos, der „etwas andere Verein“ zu sein, wiederbeleben.

Tore: Marin (56. Minute), Mason (69.) und Scherz (82.); Sailer (73.)

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