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Bahn bekommt den Vogel gezeigt

Heinz Dürr wurde gestern als Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bahn AG zurückgetreten. Verkehrsminister Franz Müntefering hat sogar schon einen Nachfolger parat: Ex-Thyssen-Chef Dieter H. Vogel  ■ Von Robin Alexander

Berlin (taz) – Am Dienstag traf sich Heinz Dürr zum letzten Mal mit Franz Müntefering in Bonn. Der sozialdemokratische Verkehrsminister nannte seine Termine mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Deutschen Bahn AG, von denen es in den letzten Wochen mehrere gab, hoffnungsvoll „Konfliktbereinigungsgespäche“. Aber in der Führungsetage Bahn gab es nichts mehr zu bereinigen. Jetzt ist ein Kehraus angesagt. Der Aufsichtsratsvorsitzende Heinz Dürr und sein Vorstandschef Johannes Ludewig können nicht mehr miteinander. Dürr muß gehen. Um nicht auf der Aufsichtsratssitzung am nächsten Mittwoch geschaßt zu werden, zog der 65jährige schon gestern die Konsequenz und legte „mit sofortiger Wirkung“ sein Amt nieder.

Müntefering präsentierte mit dem ehemaligen Thyssen-Chef Dieter H. Vogel gestern schon Dürrs Nachfolger. Der wird ein waches Auge auf seinen Vorstand haben müssen, denn mit dem Zustand der Bahn kann niemand zufrieden sein. Bei der Umwandlung der Bahn in eine Aktiengesellschaft 1994 hatte der Bund das Unternehmen komplett entschuldet. Bis heute ist es jedoch nicht gelungen, das selbsternannte „Unternehmen Zukunft“ wirklich profitabel zu betreiben.

Nicht die Fehler von gestern, sondern der Streit um die Führung des Unternehmens verursachten Dürrs Rücktritt. 1997 wechselte er in den Aufsichtsrat, sein Nachfolger als Vorstandschef wurde Johannes Ludewig. Kanzler Kohl persönlich hatte sich damals für den ehemaligen Staatssekretär Ludewig eingesetzt. „Dürr hat sich niemals von seiner Vorstandschef- rolle lösen können. Er hatte mit Ludewig vor allem ein psychologisches Problem“, berichtet ein Mitglied des Aufsichtsrats der taz. Den Gegensatz zwischen Dürr und Ludewig – beide CDU-Leute – mußte nun ausgerechnet der Sozialdemokrat Franz Müntefering als Verkehrsminister entscheiden.

Die Ernennung von Dieter Vogel löst bei Bahninsidern Befremden aus. Er verlor seinen Job durch die Fusion der Ruhrkonzerne Krupp und Thyssen. Trotzdem gilt er auch heute noch als Repräsentant von Krupp-Thyssen. Dieses Unternehmen baut federführend den umstrittenen Transrapid. In den nächsten Tagen entscheidet sich, ob mit Dürrs Abgang noch weitere Bahnmanager abtreten müssen. Vorstandschef Ludewig soll angeblich eine Frist von einem Jahr gesetzt werden, um die Bahn aus der Krise zu bringen. Noch ist unklar, ob die Sitzung des Aufsichtsrates nächste Woche nicht verschoben wird. Dies wäre ein sicherer Indikator, daß weitere Personalentscheidungen getroffen werden, die der Aufsichtsrat dann im Paket abnickt.

Die Zusammensetzung des Aufsichtsgremiums hat sich geändert, seit die rot-grüne Bundesregierung im Amt ist – ist doch die Aktiengesellschaft Bahn komplett in Staatsbesitz. „Ich gehe davon aus, daß es weitere personelle Änderungen im Vorstand gibt“, erklärte gestern schon Albert Schmidt, Aufsichtsratsmitglied und grüner Bundestagsabgeordneter. Besonders gefährdet dürften die Vorstandsmitglieder Axel Nawrocki (Fernverkehr) und Anfried Baier-Fuchs (Nahverkehr) sein.

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