■ Die Anderen: „Le Journal du Centre“ aus Nevers kommentiert die Schneekatastrophe in den Alpen / „La Liberte de l' Est“ aus Epinal schreibt dazu / Die „Washington Post“ schriebt zur Rolle von NATO und USA im Kosovo-Konflikt
„Le Jourmal du Centre“ aus Nevers kommentiert die Schneekatastrophe in den Alpen: Der Schnee, der tötet. Außer Frage steht nun, noch darüber zu reden, daß es keine Jahreszeiten mehr gibt. Außer Frage steht auch, sich über Skitouren außerhalb der markierten Pisten zu erregen, mit ihren Snowboard-Fahrern, die überaus sorglos mit dem Handy in der Tasche einfach losfahren. Denn in einer Berghütte in Frankreich, der Schweiz oder Österreich während der Schulferien zu sterben, ist eine ungerechte Tragödie unter vielen. Das geht bis zu einem Punkt, wo man in einer ebenso plötzlichen wie legitimen Reaktion die Idee des technischen Fortschritts verwirft. Selbst wenn man stets die Tendenz hat, sie schon selbst für den Fortschritt zu halten. Wenn einige Meteorologen dabei bleiben, daß die heute im ununterbrochenen Rhythmus aufeinanderfolgenden Unwetter schwierig zu erklären sind, so rufen andere in Erinnerung, daß so etwas alle 10 bis 20 Jahre passiert. Eine Zeit, in der man fast alles vergessen kann!
„La Liberte de l'Est“ aus Epinal schreibt dazu: Ein schrecklicher und fataler Winter! Die Zunahme der Dramen, die seit einigen Tagen die Anwohner der Alpen in Trauer versetzen, ruft mit schmerzhafter, aber schneidender Botschaft die immense Vergänglichkeit des Menschen in Erinnerung und dürfte zugleich auch das Gefühl der Demut wecken, an dem es ihm so oft mangelt. Wie das Meer, so bleibt der Berg trotz aller Leidenschaft, die man ihm entgegenbringen kann, ein feindliches und gefährliches Universum mit unvorhersehbaren Regeln. Die spontane Solidarität, die sich seit Tagen in Österreich, der Schweiz, in Frankreich und Italien trotz des kollektiven Durcheinanders und unter mitunter unerträglichen Umständen ausdrückt, bestätigt auf jeden Fall die Fähigkeit des Menschen, in sich selbst Energien anzuzapfen, die ihn zum Besten befähigen. Ein magerer Ausgleich angesichts der entfesselten Naturgewalten, wird man sagen, doch beruhigend angesichts der menschlichen Gewalt, die man kennt.
Die „Washington Post“ schreibt zur Rolle von Nato und USA im Kosovo-Konflikt: Warnungen auszusprechen ist ein trauriger Ersatz für Politik. Die amerikanische Regierung spricht seit 1992 Warnungen aus, als Präsident Bush Milosevic warnte, keinen Krieg gegen die nach Unabhängigkeit strebende Provinz Kosovo zu führen – und die Lektion, die Milosevic daraus bisher ziehen konnte, ist, daß er auf solche Warnungen nicht groß achtgeben muß. All dies ist relevant für die ergebnislosen Gespräche in Frankreich, wo die Kosovo-Delegation die US-Vermittler überraschte, als sie bis zuletzt die vorgeschlagene Lösung ablehnte. In den kommenden Wochen könnten (und sollten) die Vertreter des Kosovo die Idee von drei Jahren Autonomie ohne Unabhängigkeit annehmen.
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