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Wolken ziehen vorüber

■ Jazz von morgen: Der Brasilianer Vinicius Cantuária und der Norweger Bugge Wesseltoft gastieren heute im Mojo Club

Was sich so Zukunft nennt. Das ehrenwerte Verve-Label schickt zur Zeit zwei Künstler durch die Welt, die in ihrer Disziplin als Namen fürs nächste Jahrtausend gehandelt werden. Dabei ist nicht alles neu, was bei dem Brasilianer Vinicius Cantuária und dem Norweger Bugge Wesseltoft so wunderbar klingt.

Zumindest Cantuária, von Verve als „Future of Bossa Nova“ lanciert ist schon drei Dekaden dabei. Am Anfang spielte er bei der Rockband Trio Terco, dann war er Mitglied von A Outra Banda da Terra, dem Quartett von Caetano Veloso, dem er auch den Hit „Lua e estrela“ schrieb. In den Neunzigern ging Cantuária nach New York, von wo aus seine Musik mit Hilfe von Laurie Anderson und Sean Lennon auch nach Europa geweht ist. Im Mojo stellt er heute sein Album Tucumá vor, das in wenigen Tagen auf Verve erscheint. Darauf zu hören: Bossa Nova, dessen monströser Melancholie auch der hellste Sonnenstrahl nichts anhaben kann.

Um beim Wetter zu bleiben: In den schwarzen Soundscapes von Bugge Wesseltoft hängen die Wolken schon mal tief wie bei Portishead. Tatsächlich erinnert der Einsatz Turntables, das ingeniöse Sampling, an die Pop-Erneuerer aus Bristol. New Conception Of Jazz nennt der Norweger sein aktuelles Projekt, und auch wenn die Vermischung von Jazz und elektronischer Klangerzeugung nun wirklich nichts Neues ist, kann er dem Genre einige aufregende Aspekte hinzufügen. Wie der Pianist die Akkorde auseinanderfallen läßt, um sie in ein wohltemperiertes elektronisches Rauschen einzufügen, ist schon bemerkenswert. Und daß der Abgesang auf eine Liebe den Titel „(All I Wanted Was To Make You) Feel Good“ trägt, zeigt, daß der Mann bei allen Superlativen und Sentimentalitäten über das richtige Maß an Ironie verfügt. cbu

21 Uhr, Mojo Club

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