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Wenige Tage nachdem deutsche Neonazis... –betr.: Berichterstattung, Kommentare und Briefe zu kurdischen Protesten, taz vom 18. 2. 99 ff.

Es ist schon beeindruckend, wie vehement jetzt angesichts der Ereignisse nach der Verhaftung Abdullah Öcalans von links bis rechts alle nach der „ganzen Härte des Gesetzes“ und nach dem „Gewaltmonopol des Staates“ rufen. Auch solche, denen Ähnliches bei deutschen, teils nicht weniger gewalttätigen Demonstrationen nicht im Traum einfallen würde, überbieten sich beim Versuch, die CDU/CSU rechts zu überholen, Politiker wahrscheinlich aus Angst davor, mit differenzierteren Aussagen bei kommenden Wahlen Stimmen einzubüßen (fast muß man hoffen, daß sie es nur deshalb tun und nicht, weil mittlerweile wirklich alle so denken!). Überdies geschieht dies, nur wenige Tage nachdem deutsche Neonazis einen algerischen Asylbewerber in den Tod gehetzt haben, ohne daß es auch nur im entferntesten einen ähnlichen Aufschrei gegeben hätte.

Medienmenschen, die eigentlich in der Lage sein sollten, differenziert und distanziert zu berichten, fordern, wie beispielsweise Wolf Heckmann in der Hamburger Morgenpost, daß die friedlichen Kurden jetzt gefälligst dafür sorgen sollen, daß ihre Landsleute sich benehmen, sonst ...

Wo sind denn die 80 Millionen Deutschen, die ihre Landsleute daran hindern, Ausländer umzubringen? Und ein Bundesinnenminister, dem gegenüber Unionskreise vor der Wahl als ehemaligem „Terroristenanwalt“ allerstärkste Bedenken anmeldeten, beweist, daß diese sich völlig umsonst Sorgen gemacht haben.

Hübsch finde ich in diesem Zusammenhang übrigens auch, daß die taz für Alliterationen wie „Kurden-Krawalle“ nicht anders als jedes x-beliebige Boulevardblatt jegliche stilistischen Zügel fahren läßt – weiter so. Roland T. Prakken, Hamburg

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