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Grüner Hauskrach tobt

■ Künast: Strukturreform kein Allheilmittel. Beck: Probleme der Partei liegen woanders

Bonn (dpa) – Bei den Grünen ist kurz vor dem Parteitag in Erfurt der Hauskrach um die Erneuerung der Parteistrukturen voll entfacht. Die Forderung von Außenminister Joschka Fischer nach einer Abschaffung der doppelten Führungsspitze stieß gestern nicht nur bei Vorstandssprecherin Antje Radcke und Bundesgeschäftsführer Reinhard Bütikofer auf heftigen Widerspruch. Auch aus der Bundestagsfraktion wurde der Vorstoß Fischers für eine Strukturreform kritisch kommentiert.

Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus, Renate Künast, befürwortete zwar grundsätzlich eine Strukturrreform, eine solche werde auch innerhalb der nächsten zwei Jahre kommen. Sie warnte aber davor, in einer solchen Reform ein Allheilmittel zu sehen. Ihre Sorge sei, sagte Künast in der Welt, daß die Partei „nur noch im Regieren aufgeht und auch die Fraktion sich völlig darin erschöpft“. In der ARD erteilte der grüne Bundestagsabgeordnete Christian Ströbele einer Strukturreform ebenfalls eine Absage. Strukturelle Elemente wie Quotierung oder Trennung von Amt und Mandat hätten sich bewährt.

Der Rechtspolitiker der Grünen, der Bundestagsabgeordnete Volker Beck, sagte, er glaube nicht, daß die aktuellen politischen Probleme der Grünen „an den Strukturen der Partei hängen“. Er verwies auf den hessischen Landesverband, wo es seit langem eine „Einerspitze“ gebe. Die Grünen müßten als Regierungspartei die Balance zwischen „Standhalten und Flexibilität“ gegenüber der SPD neu ausloten.

Fischer und Umweltminister Trittin hatten am Wochenende inhaltliche und strukturelle Änderungen bei den Grünen gefordert, um die Partei nach ihren Wählerverlusten aus der Krise zu führen.

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