piwik no script img

Blutbad unter Gorilla-Touristen

■ Bis zu acht Touristen sterben, als Ugandas Armee gefangene Touristen aus der Gewalt ruandischer Hutu-Rebellen befreit. Ziel der Hutu-Milizen: USA und Großbritannien

Kampala/London (dpa/rtr/taz) – Eine Entführung von 32 Touristen in einem Nationalpark in Uganda durch mutmaßliche ruandische Hutu-Rebellen ist gestern blutig zu Ende gegangen. Nach ugandischen Regierungsangaben kamen fünf, nach britischen Angaben acht gefangene Touristen ums Leben, als Ugandas Armee die Rebellen angriff. Sechs Touristen wurden nach Angaben der Polizei aus den Händen der Rebellen befreit, die anderen waren bereits am Vortag freigelassen worden.

Die Touristen hatten den Bwindi-Nationalpark im äußersten Südwesten Ugandas nahe den Grenzen zu Ruanda und Demokratischen Republik Kongo besucht, um die dort lebenden, äußerst seltenen Berggorillas anzugucken. Geflohene Touristen berichteten, etwa 150 Rebellen hätten ihr Zeltlager in der Nacht zum Montag überfallen und sie gezwungen, mit ihnen einen Bergpfad hinaufzusteigen. Die Angreifer hätten gesagt, daß sie es nur auf Briten und Amerikaner abgesehen hätten – die USA und Großbritannien gelten als engste Verbündete der Regierungen von Ruanda und Uganda. 17 Geiseln anderer Nationalitäten, darunter die Vizebotschafterin Frankreichs, handelten im Laufe des Montags ihre Freilassung aus. Die anderen blieben in Rebellenhand; einige von ihnen wurden nach Aussagen der Freigelassenen gefoltert.

Gestern früh versuchte dann offenbar die ugandische Armee, die gefangenen Touristen zu retten. „Es scheint, daß es in der Nacht eine Art Feuergefecht zwischen den Rebellen, Parkwächtern und Soldaten gab“, sagte ein Sprecher des britischen Außenministeriums. „Es gab auch ugandische Opfer.“ Fünf Touristen wurden am Kampfort tot gefunden, die Leichen von drei anderen nach britischen Angaben in der Nähe. Ugandas Polizei dementierte später jedoch, daß die Touristen bei einer Befreiungsaktion gestorben seien.

Im undurchdringlichen Gebirgsregenwald an der Grenze zwischen Uganda, Ruanda und Kongo kämpfen verschiedene Gruppen gegen die Regierungen Ruandas und Ugandas sowie gegen die von diesen Ländern unterstützten Rebellen im Osten des Kongo. Zu ihnen gehören kongolesische Mayi- Mayi-Milizen, die ugandische Guerillabewegung ADF (Alliance of Democratic Forces) und ruandische Hutu-Gruppen, die aus der für den Völkermord an Ruandas Tutsi 1994 verantwortlichen Interahamwe-Miliz hervorgegangen sind. Erst vor wenigen Tagen hatte Ugandas Regierung eine Verstärkung des Kampfes gegen die ADF- Rebellen im Westen des Landes angekündigt.

Für die Touristenentführung hat Ugandas Regierung nun ruandische Hutu-Milizen verantwortlich gemacht. Bereits im vergangenen August hatten Rebellen in derselben Gegend vier ausländische Touristen und sieben kongolesische Bergführer entführt; drei der Touristen sind noch immer verschollen. D.J.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen