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Deutschlandhalle: Bodychecks statt Abrißbirne

■ Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner und Eberhard Diepgen wollen aus der todgeweihten Halle eine Eissportarena machen. Gutachter ermittelten Umbaukosten von 15 Millionen Mark. Haus Strieder pl

Die vom Abriß bedrohte Deutschlandhalle soll nach einem Plan von Wirtschaftssentor Wolfgang Branoner (CDU) in eine Eissporthalle umgewandelt werden. Die Kosten für die angepeilte neue Heimat der Berlin Capitals belaufen sich danach auf rund 15 Millionen Mark. Dies geht aus zwei vom Senat beauftragten Gutachten hervor, die zu dem Ergebnis kommen, daß die Nutzung für den Eissport machbar und finanzierbar ist. Der gestrige Branoner-Vorstoß bringt wieder Bewegung für die zum Abriß bestimmte Halle. Diese war im vergangenen Jahr – und nach den Eröffnungen der Max-Schmeling- Halle und der Velo-Halle – geschlossen worden.

Laut Branoner soll eine Entscheidung über die Zukunft der Halle schnell fallen. Die Gutachten hätten gezeigt, daß Umbauten und Nutzung sich lohnten. Bauliche Erneuerungen seien hauptsächlich im Bereich der Abreithalle sowie an den Tribünen nötig. Nach den Gutachten könnten in der Deutschlandhalle rund 2.300 Plätze mehr geschaffen werden als derzeit in der Jafféstraße (6.685 Plätze) zur Verfügung stehen.

Unterstützung erhielt Branoner gestern auch vom Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU). Er habe zur Kenntnis genommen, sagte Diepgen, daß sich die Halle für den Eissport eigne. Der Regierende wandte sich zugleich gegen Pläne, die Deutschlandhalle zu einer Großsportarena umzubauen. Es sei eine „irrige Vorstellung“, hier eine Mehrzweckhalle mit 20.000 Plätzen zu betreiben.

Kommt es zu einer Umwidmung der Deutschlandhalle, bedeutet dies gleichzeitig den Abriß der derzeitigen Eissporthalle an der Jafféstraße. Hier will die Messe Berlin die „dringend erforderliche Verbesserung der südlichen Eingangssituation“ im Südbereich lösen. Gleichzeitig soll hier – unabhängig von der Hallenplanung – der 150 Meter hohe Messeturm entstehen.

Bis Ostern will Branoner eine entsprechende Vorlage nun in den Senat einbringen. Ziel sei es, noch vor der Sommerpause einen Beschluß zum Umbau der Halle zu fassen, damit im Spätsommer mit dem Umbau begonnen werden kann. Zum Saisonauftakt Anfang August 2000 soll die Halle den künftigen Nutzern zur Verfügung stehen. Offen sei noch, wer sie dann betreibt. Nach den Worten Branoners kommen hier das Land, die Messe Berlin oder ein dritter Partner in Frage. Neben den Proficlubs soll die Halle nach den Worten Branoners auch für den Breitensport geöffnet sein und „über den ganzen Tageszeitraum genutzt werden“. Eine Mehrzwecknutzung, etwa für Konzerte, sei dann nicht mehr möglich. Die Zeitpläne der Eishockey-Profiliga seien dafür zu kurzfristig aufgebaut.

Gegen die Nutzung als Eishalle wandte sich gestern Hans Stimman, Staatssekretär von Stadtentwicklungssenator Strieder. Berlin täte besser daran, die Deutschlandhalle zu einer Mehrzweckhalle mit 15.000 Plätzen umzurüsten, die die Stadt dringend benötige. Christoph Rasch

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