Die UÇK tritt aus dem Schatten

Noch vor kurzem wußten selbst Kenner der Region nur sehr wenig über die „Befreiungsarmee Kosovas – Ushtria Clirimtare e Kosoves“ (UÇK). Auch für die albanische Bevölkerung in der serbischen Provinz war sie ein kaum faßbares Phänomen. Die UÇK arbeitete klandestin und ließ sich nicht in die Karten sehen. Sie gab nur bekannt, daß sie für die Unabhängigkeit des Kosovos kämpfte.

Selbst die höchsten internationalen Diplomaten stocherten zunächst im Dunkeln. Der US- amerikanische Unterhändler Robert Gelbhard sprach noch vor Jahresfrist von einer „terroristischen Gruppe“. Das entsprach der serbischen Sprachregelung und wurde in Belgrad als grünes Licht dafür verstanden, mit aller Härte gegen die UÇK vorzugehen. Der Präsident der Kosovo-Albaner, Ibrahim Rugova, wiederholte damals gar den Verdacht, bei der UÇK handele es sich um ein Werkzeug der serbischen Politik, um ethnische Säuberungen im Kosovo durchführen zu können. Doch als Richard Holbrooke im vergangenen Juni in die damals umkämpfte Stadt Junik fuhr, um mit der UÇK Kontakt aufzunehmen, kam dies einer ersten Anerkennung als ernsthafter politischer und militärischer Kraft gleich. Die UÇK wurde hoffähig.

Auch Rugova hielt sich zurück – in Rambouillet saß er in einer Delegation unter Führung der UÇK. Erst dort zeigten Führer der UÇK – wie der 31 jährige Verhandlungsführer Hashim Thaqi, der jetzt Chef der geplanten Regierung des Kosovo werden soll – öffentlich ihr Gesicht.

Über die Entstehung der UÇK aber war bislang wenig bekannt. Erstmals gibt in diesem Interview der Auslands-Sprecher der UÇK, Sabri Kicmari, mit Genehmigung des Generalstabs Auskunft über die Geschichte und die Struktur der UÇK. Es handelt sich also um die offizielle Version ihrer Geschichte. Doch daraus sollte abzulesen sein, ob die UÇK in der Lage ist, in Verhandlungen eingegangene Verpflichtungen auch umzusetzen. Erich Rathfelder