: „Warum behielt sie das blaue Kleid?“
■ RTL-Promi-Expertin Birgit Schrowange war die einzige deutsche TV-Journalistin, die mit Monica Lewinsky sprach. Bei Mutter zu Haus
taz: Frau Schrowange, Sie haben am 21. Februar Monica Lewinsky im New Yorker Apartment ihrer Mutter exklusiv für RTL bzw. für Deutschland interviewt. Wieso eigentlich?
Birgit Schrowange: Wieso eigentlich? – Na ja, weil Monica Lewinsky die Leute interessiert. Sie ist mittlerweile so berühmt wie Lady Di und Madonna. Und weil man natürlich wissen will, ob sie einen Weg gefunden hat, mit dem, was geschehen ist, zu leben. Und wie sie das Ganze so sieht.
Aber hat Frau Lewinsky nicht schon alles dazu gesagt, was sie zu sagen hatte?
Nein, sie verrät der Weltöffentlichkeit alle Details ihrer Beziehung zum US-Präsidenten.
Auch sexuelle Details?
Sie wird zum Beispiel verraten, ob sie dabei selber auch auf ihre Kosten gekommen ist.
War's denn Liebe? Oder doch nur Kompensation für Frau Lewinskys Übergewicht?
Schalten Sie doch mal ein.
Na, ich frage deshalb, weil die taz ja auch ein Lewinsky-Interview führen dürfte.
Aha. Sie auch? Wann denn?
Gestern nachmittag.
Und wo?
Auch in New York.
Ah ja. Mit der Bild-Zeitung zusammen, oder wie? Und wie war's?
Schauen Sie doch mal rein. Was hat's eigentlich RTL gekostet?
Das kann ich Ihnen natürlich nicht sagen. Aber ich kann Ihnen sagen, auf welche Fragen sie uns geantwortet hat. Warum sie ihr blaues Kleid mit den eindeutigen Beweisspuren aufgehoben hat? Ob sie Bill Clinton geliebt hat? Ob sie ihn immer noch liebt? Was ihr durch den Kopf geht, wenn sie Bill Clinton im Fernsehen sieht? Was der Auslöser für die Affäre war? Und die Antworten wollen Sie mir nicht verraten? Oder dürfen Sie nicht?
Nein, das darf ich nicht. Da gibt es Vereinbarungen.
Heißt das, im Vorfeld wurden die Fragen abgestimmt?
Ja, das war schon in etwa abgesprochen. In etwa.
Nun war ja im Vorfeld zu erfahren, daß Ihr Exklusiv-Interview im Rahmen eines britischen Channel 4-Interviews geführt wurde. Wie exklusiv ist es denn dann?
Also John Snow und ich waren die Interviewer. Das heißt, ich war natürlich nicht während der ganzen Zeit dabei. John Snow hat eine Stunde mit ihr gesprochen, und ich hatte dann noch mal 30 Minuten. Ich kam dann dazu. Und er ist dann weggegangen.
Wie sieht's denn bei Mutter Lewinsky zu Hause aus? Dürfen Sie das denn verraten?
Also das ist ein sehr stilvolles Apartment, viele Antiquitäten, viele Bücher.
Und auf'm Klo?
Nein, ich war nicht „auf'm Klo“.
Sie haben die einmalige Gelegenheit nicht genutzt, sich da ein wenig umzuschauen?
Nein, ich bin ja ein dezenter Mensch.
Na, dann vielleicht schon die letzte Frage: Haben wir beide dieses Interview wirklich geführt?
Wieso? Natürlich. Interview: Christoph Schultheis
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