Kommentar: Papierkorb-Visionen
■ Häfenressort beendete Ideenwettbewerb
Die Liste der Planungsbüros und der Architekten, die sich an dem Bremer Investoren-Wettbewerb beteiligt haben, ist lang, die Namen haben in Fachkreisen über Deutschland hinaus einen guten Klang. Als gestern ihre Ergebnisse vor einer Fachöffentlichkeit ausgehängt wurden, durften sie selbst ihre Pläne nicht einmal vorstellen.
Das Häfenressort wollte den Ideenwettbewerb von Anfang an nicht, das ist gestern bestätigt worden. Der Vorgang hat besondere Pikanterie, wenn man bedenkt, daß alle Parteien einig sind, dieses Ressort in sechs Monaten abzuschaffen. Das Wörtchen „hafennah“ ist vor diesem Hintergrund ein wenig Morphium für sterbende Strukturen; natürlich hat der Großmarkt, der mit staatlichen Subventionen ins Zentrum der Flächen gelockt werden soll, nichts mit Hafen zu tun. Der dafür geplante Klotz in der Mitte stört die Investoren dabei herzlich wenig – in 15 Jahren, so eine Experten-Meinung, ist er sowieso weg, diese Marktform wird sich bald überleben. Und auch wenn ein Obstsaft-Hersteller sich bei einem Preis von 56 Mark pro Quadratmeter Kajenfläche inklusive Hallen und Kräne in das marode Hafengebiet verliebt – der Zerfall der alten Hafengebiete ist damit nicht aufzuhalten.
Wenn dieser Senat sich an die „Visionen für das nächste Jahrtausend“ wieder nicht herantraut – das Stadtentwicklungs-Problem der riesigen citynahen Brachflächen bleibt. Klaus Wolschner
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