: Nie war er so schwach wie heute
■ Der Euro hat seit seiner Geburt acht Prozent an Wert verloren
Frankfurt/Main (AP/dpa) – Nie war der Euro so schwach wie gestern. Trotz der beschwichtigenden Worte des Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Wim Duisenberg, sank der Euro gestern gegenüber dem Dollar auf einen neuen Tiefstand. Am Mittag wurde die Währung mit 1,0853 Dollar gehandelt, was bedeutet, daß der Greenback über 1,80 Mark gestiegen ist.
Der oberste EU-Währungshüter hatte am Donnerstag abend nach einer Ratssitzung der Zentralbank den Fall der neuen Währung gegen den Dollar noch als keineswegs beunruhigend bezeichnet. Duisenberg sagte, die momentane Schwäche des Euros sei vor allem ein Ausdruck für die enorme Stärke der US-Wirtschaft, die im vierten Quartal 1998 um mehr als sechs Prozent gewachsen war. Die Wirtschaft der EU legt dagegen kaum noch zu. Nach Schätzungen des EU-Statistikamtes in Luxemburg stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der EU und der elf Euro-Länder in den letzten drei Monaten 1998 im Vergleich zum Vorquartal nur um 0,2 Prozent. Im Vorquartal war das BIP noch um 0,7 Prozent in der Euro-Zone und 0,6 Prozent in der EU gewachsen. Die Abschwächung sei hauptsächlich auf einen Rückgang der Exporte und Investitionen zurückzuführen, erklärten die Statistiker gestern.
EZB-Chef Duisenberg räumte allerdings ein, daß sich weiter fortsetzende Verluste des Eurowerts ein Problem werden könnten. Das Vertrauen in die Gemeinschaftswährung sei das wichtigste Anliegen der Zentralbank. Wie erwartet ließ die EZB unbeeindruckt von Forderungen aus der Politik nach einer Lockerung der Geldpolitik die Leitzinsen auf altem Stand.
Der Euro hat seit Jahresanfang bereits rund acht Prozent gegenüber dem Dollar verloren. Die Deutsche Bank machte gestern die Bundesregierung für den Verfall des Euros mitverantwortlich.
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