: Unterm Strich
In Weimar setzen Goethe- und Kulturhauptstadtjahr enorme Kräfte frei. So fand die Premiere zu „Fausts Verdammnis“ von Hector Berlioz am Samstag im Deutschen Nationaltheater unter dramatischen Umständen statt. Der für die Hauptrolle vorgesehene Bela Mavrak konnte wegen entzündeter Stimmbänder nicht singen. Ein Ersatz war nach diversen Telefonaten mit Daniel Galva Valeko in Paris gefunden. Doch der Sänger kam wegen Staus auf der Autobahn erst zur Vorstellung in Weimar an. Dennoch konnte die Premiere mit einer dreiviertel Stunde Verspätung beginnen – allerdings zweisprachig. Mavrak spielte stumm den Faust, Valeko stand an der Bühnenseite und sang die Partie in der Originalsprache. Die anderen Solisten und der Chor sangen auf deutsch. Vor allem aber geschah alles ohne vorherige Probe.
Es war jedoch noch nicht das Ende der Prüfungen. Der Bariton Mario Hoff, der den Mephistopheles sang, verletzte sich an der Hand, als er mit Krachen und Blitzen aus der Unterwelt emporstieg. Es gab Pause und erneutes Warten bei Publikum und Mitwirkenden, bis die befreiende Nachricht kam, Hoff könne weitermachen. Mit einer dick bandagierten rechten Hand meisterte er alle weiteren Kletterpartien. Die Besucher dankten am Ende mit langem Applaus für die Inszenierung von Wolfram Mehring. Es spielte die Weimarer Staatskapelle unter der Leitung von Aleksandar Kalajdzic.
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