piwik no script img

Fit für Grenzcamp und Fluchthilfe

■ Bewegte Bilder für die Rechte von nicht privilegierten Menschen: AK-Kraak VideoTeam zeigt die 18. Folge von Bewegungs-Filmen

Die Zeiten sind vorbei, wo man nach dem Jahresurlaub Bekannte zum Videoabend eingeladen hat. Videoactivism ist heute angesagt.

In Großbritannien produziert das Videokollektiv „Gegenströmung“ die bewegten Bilder für und von der sozialen Bewegung. Ob Reclaim-the-Street-AktivistInnen, Fuchsjagdbehinderer oder BaumbesetzerInnen, niemand muß mehr auf die mehr oder weniger gewogene Presse hoffen. Mit der Videokamera sind sie ChronistInnen ihrer Aktionen. Das Team von AK-Kraak praktiziert Videoactivism schon seit ihrem Bestehen, auch wenn damals der Begriff noch nicht existierte.

Die HobbyfilmerInnen gründeten sich vor neun Jahren während der Hochzeit der Ostberliner HausbesetzerInnenbewegung. Im Köpi, einem Kulturzentrum in Berlin-Mitte, war am vergangenen Sonntag die Premiere des 18. AK- Kraak-Videomagazins. Ein Beitrag hat die vorerst erfolgreiche Verhinderung der Köpi-Versteigerung im vergangenen Monat zum Thema. Das ist allerdings die einzige Reminiszenz der FilmerInnen an ihre eigene Vergangenheit.

Längst ist ihnen Berlin zu eng geworden. Dafür begleiteten sie die „Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen“ im vergangenen Sommer auf ihrer Tour durch die BRD. Oder sie filmten die Aktivitäten eines antirassistischen Grenzcamps, daß im August an der deutsch-polnischen Grenze logierte. Während im nahen Grenzort das traditionelle Dorffest über die Bühne geht, machen sich die CamperInnen auf dem „Rothenburger Trim-dich- Pfad“ fit für Fluchthilfe. Auch die allseits präsente Polizei übernimmt eher unfreiwillig ihren Part in diesen Spiel.

Das Ak-Kraak-Team muß in der letzten Zeit die Lust am Reisen entdeckt haben. Die Reportage über die Antikriegsbewegung in Serbien kann auch hierzulande manche Wissenslücken schließen. Während im vergangenen Sommer die FriedensaktivistInnen noch selbstbewußt auf die eigene Kraft vertrauten, überwog im November schon die Resignation. Der Krieg im Kosovo hatte begonnen und das Regime die Daumenschrauben der Repression angezogen. Der Mix aus nationalistischer serbischer Durchhaltepropaganda und hiesiger Bundeswehrwerbung zeigt nicht nur die Parallelen in der Militärpropaganda, sondern läßt es auch absurd erscheinen, daß KritikerInnen des serbischen Nationalismus in Bundeswehreinsätzen eine Lösung sehen könnten.

Sogar aus Albanien ist eine Auslandsreportage vertreten. Italienische Flüchtlingsgruppen protestierten im Februar mit einer Schiffstour gegen die Behandlung albanischer Flüchtlinge durch die Grenztruppen ihres Landes.

In Albanien wurden sie von Regierungsbeamten als VertreterInnen des anderen Europas empfangen. Schließlich übte man sich im Kulturtransfer. Nachdem die albanische Seite mit einem Tanzorchester und einer Boy-group aufwarteten, revanchierte sich die italienische Antifa-Jugend mit einer Hip- hop-Einlage.

Nicht nur die Videobeiträge sind internationalistischer geworden. Mittlerweile hat das Ak- Kraak-Team auch die Kontakte zu linken FilmerInnen in Dänemark, Holland, Spanien und der Schweiz ausgebaut. Auch an Zukunftsplänen mangelt es nicht. Ein Videoarchiv der sozialen Bewegung soll angelegt werden, ein Buchprojekt und eine zwanzigseitige Broschüre zu medientheoretischen Fragen ist in Vorbereitung. Peter Nowak

Die 18. Folge des Ak-KraakVideo findet in den nächsten Tagen wie folgt statt: am 10. März um 21.00 Uhr in der Kastanienallee 85 und am 11. März um 21.00 Uhr im Kellerkino in der Dresdner Str.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen