Streben nach Weltniveau

■ So streitbar wie einflußreich: Der Hamburger Galerist Ascan Crone ist tot

Öffentliche Ehrungen hat er nicht erhalten, dafür ist er einfach zu jung und zu überraschend gestorben: Ascan Crone ist seit letzten Samstag nur noch Erinnerung. Und die gilt einem Galeristen, dem diese Stadt viel zu verdanken hat. Vom Studium her war der 1943 in Kolberg geborene Hamburger Jurist, und als Justitiar und Geschäftsführer war er von 1975 bis 1984 für die Hamburgische Architektenkammer tätig.

1982 gründete er dann in der Isestraße seine Galerie. Auch wenn an die heutige Kunstmeile noch gar nicht zu denken war, es war eine gute Zeit für die Kunst, und die privaten Galeristen hatten als Kunstvermittler noch eine zentrale Aufgabe. Es waren internationale Künstler, die Ascan Crone nach Hamburg brachte, und hiesige, an deren wachsender Berühmtheit er mitwirkte: einerseits beispielsweise Hanne Darboven, Rosemarie Trockel und Werner Büttner aus Deutschland, andererseits die angelsächsische Kunst von Gilbert & George oder die New Yorker Positionen von David Salle, Philipp Taffee oder Cindy Sherman.

Aber Ascan Crone war mehr als ein Kunsthändler. Über die Galerie und private Kreise hinaus trug er mit der „Gesellschaft Kunst“ die Anliegen der Kunst an die Öffentlichkeit durch die Organisation von Vorträgen im Hamburger Rathaus, auch hatte er vor und hinter den Kulissen wesentlichen Anteil daran, daß die Deichtorhallen der aktuellen Kunst gewidmet wurden.

Eigentlich gehört es sich nicht, in einem Nachruf auf weniger freundliche Seiten hinzuweisen. Aber große Personen werfen nun mal auch Schatten. Und es ist ja nicht das Schlechteste, auch über den Tod hinaus noch Feinde zu haben. Wer viel bewegt, neigt mitunter zur Selbstherrlichkeit und übergeht Widerstände auf cholerische Art. Auch ist das Kunstgeschäft nicht frei von mitunter merkwürdigen Winkelzügen: So versuchte Ascan Crone 1990 im Namen der Arbeitsgemeinschaft Hamburger Galerien, die Berufung von Uwe M. Schneede als Direktor der Hamburger Kunsthalle zu verhindern, und wollte statt dessen die Stelle lieber international ausgeschrieben wissen: auch das eine Variante seines Bestrebens Hamburgs Kultur auf Weltniveau zu heben, wie er es verstand. Auch wenn er Hamburgs kulturellen Ruf immer verteidigte, schloß er dennoch drei Jahre später seine Galerie und erwog, dem Sog in die neue Hauptstadt Berlin nachzugeben. Lieber noch aber war ihm sein zweiter Wohnsitz in Rom. Erst seit letztem Jahr nahm er mit den Räumen in der Parkallee 53 den gut organisierten Ausstellungsbetrieb wieder auf.

Dieses Haus wird nun sein Vermächtnis sein: Die Galerie wird von Andreas Osarek weitergeführt werden. Und es entspricht einer Haltung, die die Kunstlust noch über das Leben stellt, daß auch in diesen Tagen die aktuelle Ausstellung mit Satz-Kunstwerken des amerikanischen Konzeptkünstlers Lawrence Weiner zu den üblichen Zeiten geöffnet bleibt.

Hajo Schiff