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Neben Kongo und Angola kriegt Sambia die Krise

■ Sambias Regierung verhaftet kritische Journalisten und flüchtende kongolesische Soldaten

Berlin (taz) – Die Bürgerkriege in Angola und der Demokratischen Republik Kongo führen zu politischen Erschütterungen in Sambia, das neben den beiden Ländern liegt. Die Polizei verhaftete in der Nacht zu gestern drei Journalisten der unabhängigen Zeitung Post und sagte, sie habe den Befehl, die komplette Redaktion des Blattes festzunehmen. Die Post hatte am Dienstag berichtet, Sambias Armee sei nicht in der Lage, einer eventuellen Invasion von Angola aus standzuhalten. Während Angolas Armee zu einer der stärksten und aktivsten Afrikas gehöre, hätten Sambias Streitkräfte seit 1972 kein Manöver mehr abgehalten und der Großteil ihrer Ausrüstung sei kaputt, schrieb die Zeitung in einer Titelgeschichte unter Berufung auf ungenannte Armeeoffiziere.

Die Beziehungen zwischen Sambia und Angola sind gespannt. Angolas Regierung wirft Sambia vor, die angolanischen Unita-Rebellen zu unterstützen, während sambische Regierungskreise Angola für eine Serie mysteriöser Bombenanschläge in Sambias Hauptstadt Lusaka Anfang letzter Woche verantwortlich machen. Sambias Opposition sagt, die sambische Regierung habe die Bombenserie selber inszeniert, um eine angespannte Situation zu erzeugen und gegen ihre Gegner vorzugehen. In Lusaka patrouilliert seit den Bombenanschlägen die Armee in gepanzerten Fahrzeugen.

Im Zuge dieser Krise wirken sich auch die Folgen des Kongo- Krieges auf Sambia aus. Im Kongo unterstützt Angolas Regierungsarmee die Regierung von Laurent Kabila gegen Rebellen, und seit einiger Zeit finden heftige Kämpfe im Süden des Kongo nahe der Grenze zu Sambia statt. Im Zuge seiner Entfremdung mit Angola hat Sambia nun den Export von Benzin in den Süden Kongos gestoppt, so daß die dortigen Regierungstruppen in zunehmende Bedrängnis geraten. Vor den anrückenden Rebellen sind seit Ende letzter Woche 4.000 Menschen aus dem Süden des Kongo nach Sambia geflohen, darunter 600 Soldaten, die von den sambischen Behörden entwaffnet und verhaftet wurden. D.J.

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