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Hier haben Frauen das Sagen

■ Neues Eimsbüttler Mütterzentrum – endlich unter einem Dach Von Patricia Faller

Kinderbetreuung, die sich nach der Arbeitszeit der Eltern richtet. Ein Treffpunkt, an dem Menschen verschiedener Generationen, Religionen und Nationalitäten zusammenkommen können: Lange hatten die Aktivistinnen des Mütterzentrums Eimsbüttel von einem Ort geträumt, wo sich all das unter einem Dach verwirklichen läßt. Gestern nun präsentierten sie ihr neues Haus in der Müggenkampstraße 30a, das nicht nur für Mütter da ist. Der Service des Mütterzentrums reicht von Kinderbetreuung, einem pädagogischen Mittagstisch für 20 Schulkinder und einer Babysitterkartei über Friseur und Second-Hand-Laden für Kinderkleidung bis hin zu Frühstück und Mittagstisch für die StadtteilbewohnerInnen in der Kaffeestube. Sieben Mal pro Woche kann frau sich hier zum Klönen und Spielen treffen.

Zwar existiert das Eimsbüttler Angebot, das Familien entlasten, Mütter, ausländische Familien oder alte Menschen aus ihrer Isolation holen will, bereits seit 1989. Doch die alten Räumlichkeiten in der Müggenkampstraße 16 waren längst zu eng geworden, auch weil sie die Möglichkeiten für alte Menschen und ein erweitertes Kinderbetreuungsangebot nicht zuließen. Mit der Eröffnung des neuen Hauses sei, so freuen sich die Betreiberinnen, ein Zentrum geschaffen worden, „in dem endlich alle Generationen unter einem Dach leben können“.

Frauen haben in dieser Form der nachbarschaftlichen Selbsthilfe das Sagen. Vier solcher Mütterzentren gibt es bereits in Hamburg. Nach dem Prinzip „Laien für Laien“ soll Frauen, die sich während oder nach der Familienphase neu orientieren wollen, die Chance geboten werden, in den unterschiedlichsten Bereichen wie Kinder- oder Altenbetreuung tätig zu werden. Die jährlichen Kosten von rund 142.000 Mark werden finanziert durch das Amt für Jugend, den Bundesverband der Mütterzentren, Elternbeiträge, Spenden und Mitgliedsbeiträge sowie die Untervermietung eines Teils der Räume an den „Familienservice“, der Kinderbetreuung für Firmen organisiert.

In dem neuen Zentrum gibt es eine eigene Kinderetage, auf der Kinder zwischen 18 Monaten und 14 Jahren in altersgemischten Gruppen versorgt werden. Ausgerichtet an den Bedürfnissen der Eltern reicht das Angebot von Ganztags- bis zur stundenweisen Betreuung. Dabei will das Mütterzentrum keinen pädagogisch durchgestylten Kindergartenalltag anbieten. Familienähnliche Strukturen mit kindgerechten Frei- und Entwicklungsräumen sind Kern des Konzepts.

Neu hinzugekommen ist das Projekt „Jung hilft Alt – Alt hilft Jung“, um Menschen verschiedener Generationen zusammenzubringen. Dabei geht es nicht nur um den Erfahrungsaustausch – auch Hilfe bei der Hausarbeit oder Begleitung beim Einkaufen sollen hier organisiert werden.

Trotz all dieser Serviceleistungen will das Mütterzentrum kein flächendeckender Dienstleistungsbetrieb sein. Es lebt vielmehr vom Engagement jeder einzelnen, die ihre Lebenserfahrungen mit einbringen kann.

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