: Spaniens Vogelparadies bleibt schwer verseucht
■ Zehn Monate nach dem Staudammbruch in Andalusien: Trotz großer Sanierungsarbeiten bleibt die Gegend mit Arsen und Zink verseucht. Studie beendet Jubel der Minenbetreiber
Madrid (taz) – Bodenabtragung, Vernichtung der Ernte und Abwasserreinigung – es war alles vergebens. Eine Studie des spanischen Obersten Forschungsrates (CISC) belegt: Zehn Monate nach dem durch den Bruch eines Staudammes 4.268 Hektar entlang des südspanischen Flusses Guadiamar mit Minenabwässern überschwemmt wurde, sind die Böden noch immer hochgradig verseucht.
68 Prozent des betroffenen Gebiets in Südspanien ist arsenbelastet, 47 Prozent zusätzlich mit Zink, 25 Prozent mit Blei. Die gemessenen Werte überschreiten das, was international für die Landwirtschaft als verantwortbare Obergrenze festgelegt ist. Zehn Gemeinden, die bis zum Unglückstag von der Landwirtschaft und dem Tourismus lebten, liegen in der vom CISC untersuchten Zone.
Die andalusische Regionalregierung und die schwedische Betreiberfirma der Schwefelkiesgruben von Aznalcóllar, Boliden, feierten noch zu Jahresbeginn die erfolgreiche Reinigung des Tales. Sechs Millionen Tonnen Schlamm waren seit dem Unglück letzten Sommer abgebaggert und in eine alte Mine gefahren worden. Die Madrider Umweltministerin Isabel Tocino hatte gar schon Pläne vorgelegt, nach dem das Katastrophengebiet nahe dem Vogelschutzpark Doñana zum Rückzugsgebiet für seltene Tierarten ausgebaut werden sollte.
Die CISC-Studie beendet die Feierstimmung, auch wenn sich der Vorsitzende des Forschungsrates, César Nombela, „eine Sanierung der Böden für möglich“ hält. Zuerst müsse dazu das betroffene Gebiet mit Kalk und Eisenoxyd behandelt werden, um den Säuregehalt zu senken. Danach empfehlen die Wissenschaftler den Anbau von speziellen Pflanzen, die Schwermetalle absorbieren. Sie könnten dann abgeerntet und in Sondermülldeponien gebracht werden. Die Universität in Sevilla untersucht seit Monaten verschiedene Pflanzenarten auf ihre Tauglichkeit für einen solches Verfahren. Was es kostet und wie lange es dauern wird, bis die Böden wieder unter den Grenzwerten liegen, wagt bisher niemand vorherzusagen. Reiner Wandler
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