Tach auch: Haßzettel-Kontrolle
■ Die neue kleine Montagskolumne der taz / Heute der 18. Versuch
Lieber Leser, altes Haus: Sie kennen das. Liebe Leserin, kleine Maus: Sie haben das hoffentlich nie mitgekriegt. Diese winzige Entgleisung, gesagt im Eifer des Gemächts (schon und sofort zurückgezogen! Jeder weiß, was ich meine): Hach, o, wow, aaaargh, neinaberauch, Marlene! Und dabei war's Irene. Es sind wahnsinnig winzige Ursachen, die zu schlimmsten Verwüstungen führen können. Zum Beispiel Haßzettel, die man nicht schnell genug aufgegessen hat.
Wahrscheinlich machen das die meisten Leute, die seelisch gesund bleiben wollen, wie ich: Ich schreibe regelmäßig Haßzettel, auf denen unter dem Wort „Haß“ die Namen meiner Feinde versammelt sind. Kaum ist der letzte Name notiert, esse ich den Zettel blitzschnell auf. Er wäre reines Dynamit in den falschen Händen! Übrigens sind Liebeszettel kaum harmloser, probieren Sie es aus. Dynamit in den Händen derer, die Sie vergaßen zu notieren.
Gut möglich – das würde alles erklären – daß Schröder im Bundestag einen Haßzettel verloren hat, den die Putzfrau ans Schwarze Brett hängte. Oder Oskar mußte bei der Kabinettssitzung husten, und mit dem Auswurf landete ein halbzerkauter Haßzettel auf Schröders Handakte. Gerade deswegen ist Honey Scherf ja so ein irrsinnig beliebter Typ: Weil er immer alle Haßzettel ratzfatz verputzt.
Nur mit Liebeszetteln muß der lange Honey noch sorgfältiger umgehen. Wenn er schon beim Focus einen fallenläßt, sollte neben Schwarz auch Rot und Grün draufstehen – Dynamit im Eifer des Gemächts (okayokay!) . Burkhard Straßmann
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