Ausstieg beginnt mit Powerhouse

Hotel in der Eisengießerei und Abriß des Powerhouse: Hinter der Fassade wird die Stadterneuerung auf St. Pauli vorangetrieben  ■ Von Heike Haarhoff

Die städtebauliche Erneuerung rollt mit Baufahrzeugen, Abrißbaggern und Architektenplänen auf St. Pauli zu. Das östliche Ende der Simon-von-Utrecht-Straße zwischen Detlev-Bremer-Straße und Millerntor soll in den nächsten Monaten ein neues Gesicht bekommen.

Vorgesehen ist, daß die Alte Eisengießerei, die seit Jahren ungenutzt vor sich hin gammelt, einem Hotelkomplex der Bramstedter Firma „Pro Hotel“ weicht mit 250 Betten, Gartenrestauration, Bar, Räumen für Musik- und Tanzveranstaltungen, Sauna- und Fitneßbereich sowie Medienbüros und einigen Lofts. Nur die Fassade soll erhalten bleiben zur Erinnerung an die Zeit, da auf St. Pauli noch Industriebetriebe ansässig waren. Die derzeit zwei Stockwerke hohen roten Backsteinmauern, so der Plan, könnten integriert werden in eine sechs- bis siebenstöckige Konstruktion aus Glas und Stahl.

Das Hotel sei nicht für den „Massentourismus“ konzipiert, der St. Pauli „in Bussen“ heimsuche, sondern für „Nutzergruppen“, die „bereit sind, sich engagiert mit einer gesellschaftlich unstabilen Stadtkultur auseinanderzusetzen“, heißt es in der Betriebsbeschreibung von „Pro Hotel“. Dessen Geschäftsführer Torsten Jost hat als Architekt in Hamburg unter anderem den „Europäischen Hof“ sowie das „Garden Hotel“ gebaut.

Mit der Umnutzung wird sich der Bauausschuß Mitte im April beschäftigen. Die Chancen für das Projekt stehen nicht schlecht. „Gegen ein Hotel spricht per se nichts“, faßt der GAL-Abgeordnete Claudius Lieven die Stimmung unter den Bezirkspolitikern zusammen. Nach Jahren des Verfalls ist man froh über jegliches Konzept, das wirtschaftlich tauglich scheint.

Verschwinden soll auch das benachbarte „Powerhouse“, wo zuletzt verschiedene Discos und Fitneßstudios residierten. Und das, obwohl das eigentümliche Giebelgebäude seit Juli 1996 unter Denkmalschutz steht, und obwohl die Stadt derzeit über kein Konzept verfügt, was sie anschließend auf ihrem Grundstück anfangen will. Doch die städtische Sprinkenhof AG, die das „Powerhouse“ verwaltet, ist zum Abriß entschlossen: „Die Herrichtungskosten liegen weit über den Neubaukosten“, begründete gestern Holger Köster, Vorstand bei der Sprinkenhof, weshalb das Haus „mit vertretbaren Mitteln nicht zu halten“ sei. Das marode Gebäude sei „im jetzigen Zustand nicht mal vermietbar“ – auch nicht an den FC-St. Pauli-nahen Verein „Ballkult“, der sich für die Räumlichkeiten interessiert (siehe Kasten).

Ein Abbruchantrag sei daher bereits gestellt, doch noch verweigert der Bezirk Mitte die Zustimmung. „Es ist unglaublich, daß sich die Sprinkenhof über den Denkmalschutz einfach hinwegsetzen will“, schäumt ein Mitarbeiter. Doch selbst das Denkmalschutzamt distanziert sich mittlerweile von seiner eigenen Einschätzung: Ein „bautechnisches Gutachten“, so Pressesprecher Ingo Mix, habe ergeben, daß das Haus tatsächlich „nicht zu halten“ sei. Daher „sehen wir uns gezwungen, das Gebäude aufzugeben“.

Nur die „Keramikfliesen im Eingangsbereich“ wolle das Denkmalschutzamt gerettet wissen. Was anschließend mit dem Grundstück passiert, „ist nicht unsere Sache“, sagt die Sprinkenhof AG. Eigentümerin ist schließlich die Stadt.