: Jetzt fehlt Eintracht eigentlich nur noch Ehrmantraut
■ Frankfurts Trainer Fanz will nach dem respektablen 1:1 gegen Hertha an Fortschritt glauben
Frankfurt/Main (taz) – In Frankfurt ist man zwischenzeitlich ob der tor- und trostlosen Vorstellungen der Eintracht dazu übergegangen, einzelne Torchancen über Spiele hinweg zu addieren. Nach den ersten drei Spielen unter Reinhold Fanz kamen manche Gazetten auf drei, andere zählten vier. Kein Wunder, daß die Nachfolger- Trainerdebatte für den Ehrmantraut-Nachfolger bereits heftig in Gang ist. Jörg Berger und Aleksandar Ristic sind die am häufigsten genannten Kandidaten.
Eintracht-Präsident Rolf Heller behauptete nun am Sonntag abend zwar: „Ich habe mit keinem Trainer gesprochen. Ich hatte nicht die Absicht, etwas zu ändern, auch wenn wir heute verloren hätten.“ Doch eigentlich deutet alles auf das Gegenteil hin. Nach dem 1:1 gegen Hertha BSC darf man aber immerhin wieder von dem armseligen Zugang zum Eintracht-Spiel Abstand nehmen. Es gab nämlich Chancen, viele Chancen – und die Befürchtungen, daß die Mannschaft ihr bereits zerrüttetes Verhältnis zum neuen Coach über Leistungsverweigerung ausstellen könnte, erwiesen sich als unbegründet.
Geht auch schlecht – mittlerweile hat Fanz soviel Druck ob seiner Konzepte von allen Seiten abbekommen, daß er wieder das unter seinem Vorgänger Praktizierte einführt. Die Bundesligatauglichkeit seines Neuzugangs Bounoua hat nun auch Fanz abschlägig beschieden. Er hat weiter begriffen, daß er weniger harsche Kritik erntet, wenn er Thomas Sobotzik statt im Sturmzentrum hinter den Spitzen einsetzt, wo der sich am wohlsten fühlt und so auch am motiviertesten wirbelt. Pech nur, daß die Eintracht trotz druckvollem Spiel durch Sverrissons Kopfball (59.) wieder in Rückstand geriet. Wenigstens rutschte man durch Chen Yangs Flugkopfball zum 1:1 (73.) mit 19 Punkten auf Rang 15 und damit aus den Abstiegsplätzen.
Fanz glaubt nun, „daß wir auf dem richtigen Weg sind“ – ob er recht hat, wird sich spätestens in den nächsten beiden Spielen gegen Nürnberg und Bochum zeigen müssen. Seine beiden Mentoren bleiben vorsichtshalber auf Distanz. Mit Vorgänger Ehrmantraut hätte die Eintracht zwei, drei Punkte mehr auf dem Konto, rechnet Präsident Heller derzeit gerne vor. Manager Rohr stellt derweil eifrig heraus, daß Fanz gar nicht, wie oft behauptet, sein Freund sei, sondern bloß ein Kollege. Beim umtriebigen Rohr wäre jedoch auch noch die Oskar-Variante denkbar. Hinwerfen und sich schwubsdiwubs aus dem Staub machen – nur würde Rohr wohl ein paar Kilometer weiter in Frankreich landen. Klaus Teichmann
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