Viele Millionen für die Grundschulen

■ Grüner Spitzenkandidat präsentiert Reformkonzept für Grundschulen und schweigt zu schulpolitischen Streitthemen

Mit einem Reformkonzept für Bremens Grundschulen wagt sich jetzt der zweite Spitzenkandidat der Grünen in den Vorwahlkampf. Der grüne Bildungspolitiker Helmut Zachau präsentierte gestern sein Zukunftsmodell gegen die „Nebelschwaden“ aus dem Haus von SPD-Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD). Mit einer „Grundschulreform“ will er „eine wirkliche Reformentwicklung voranbringen“, machte Zachau gestern die grüne bildungspolitische Schwerpunktsetzung klar – und umschiffte so erstmal Konfliktthemen wie den Streit um Orientierungsstufen, Gesamtschulen oder eine sechsjährige Grundschulzeit.

„Grundschulen verändern“ wollen die Grünen erstmal – und zum Wohle von Eltern und Kindern eine Schulzeit von acht bis 13 Uhr, aber auch eine Betreuung von sieben bis 15 Uhr plus Mittagessen gegen Bezahlung garantieren. Neben der Zeit soll sich „Grundschule“ aber auch inhaltlich reformieren, meinen die Grünen: Dazu müßten Schule und Horte enger zusammenrücken, damit LehrerInnen und ErzieherInnen den Schulalltag gemeinsam kreieren. In der Schule gehe es nämlich um „Wissensvermittlung und Erziehung“, sagt Helmut Zachau.

Das grüne Modell – umzusetzen bis zum Jahr 2001 in 50 der fast 100 Grundschulen im Land Bremen mit fünf Millionen Mark jährlich – ist angelehnt an die bisherigen Konzepte von Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD). Kahrs wollte mit Sozialsenatorin Tine Wischer (SPD) die Betreuungsangebote von Schule und Hort ebenfalls zusammenführen. Aber von diesem in der Koalitionsvereinbarung festgeschriebenen Ziel ist bislang wenig zu spüren: In einem Bericht vom vergangenen Jahr hieß es, eine „enge Kooperation“ sei angestrebt. Konkrete Schritte oder finanzielle Rahmen wurden aber nicht angegeben.

Tatsächlich gibt Bildungsressort-Sprecher Rainer Gausepohl zu: Die Kooperation sei „schon seit längerem in Arbeit“. Die angepeilte Zusammenarbeit zwischen der Erzieher- und Lehrerschaft gestalte sich aber „schwierig, weil sich die Personalräte sperren.“ Der Grüne Zachau ist sich dagegen ganz sicher, die Kollegien auf Reformlinie zu bringen – „indem man ihnen Konzepte gerade nicht von oben aufdrückt“.

Mit „guten Angeboten“ und „Freiwilligkeit“ will Zachau alle ins Boot kriegen. Das Modell sei nämlich nur politische Zielvorgabe, die Schulen sollten sich im Grunde frei dafür entscheiden und schließlich bewerben können. Am Ende könnte dann eine Art „Vertrag“ stehen. Das Leitmotto dabei: „Geld statt Stellen“. Die Schulkonferenzen vor Ort entscheiden dann, ob sie mit dem Geld lieber Lehrer, Pädagogen oder gar Künstler für Projekte finanzieren.

„Mehr Spaß“ statt „gegenseitige Blockaden“ sieht Zachau durch sein Modell entstehen. Wenn mehr Geld da sei, müßten sich die ErzieherInnen nicht mehr als billige Lehrer-Ersatzkräfte sehen. Das Modell sei zudem mit seinen fünf Millionen Mark „solide“ finanziert. „Und das ist dann eben eine politische Auseinandersetzung, ob man lieber 30 Millionen Mark für eine Rennbahn ausgibt, oder mit ein paar Millionen die Grundschulen verbessern will.“ kat