: Dumping bei der Telekom
■ Trotz Verbots will der Ex-Monopolist nicht-kostendeckende Tarife anbieten
Hannover (taz) – Die Telekom will die angekündigten Senkungen des Telefonnachttarifes gegen den Widerstand der Regulierungsbehörde durchsetzen. Auch der geplante T-Online-Tarif von 6 Pfennig für eine Minute Internetzugang werde trotz eines Urteils des Hamburger Landgerichts kommen, kündigte Telekom-Chef Ron Sommer gestern in Hannover an. Früher habe man der Telekom zu hohe Preise vorgeworfen. „Jetzt rufen unsere Wettbewerber alle Gerichte dieser Welt an, um die Welt vor den niedrigen Preisen der Telekom zu schützen.“
Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation hatte gestern den von der Telekom geplanten billigeren Nachttarif für Gespräche ab 21 Uhr untersagt. Die Telekom darf zwar wie geplant den Nachttarif für Ferngespräche auf sechs Pfennig pro Minute senken. Bei den Ortsgesprächen bleibt es jedoch vorerst bei den bisherigen 12 Pfennig für drei Minuten. Die ursprünglich angekündigte Senkung auf ein Viertel dieses Preises lehnte die Regulierungsbehörde ab. Begründung: Die Telekom erhalte von anderen Telefonunternehmen mindestens 2,48 Pfennig pro Minute für den Netzzugang. Der angestrebte Preis könne daher nicht kostendeckend sein.
Das werde den Kunden nur schwer begreiflich zu machen sein, sagte Sommer: Kurze Ortsgespräche seien dann in den Nachtstunden teurer als kurze Ferngespräche. „Unser Ziel sind weiter die drei Pfennig pro Minute, und da kommen wir auch hin“, versicherte der Telekom-Chef. Das Kompromißangebot der Regulierungsbehörde liege bislang bei 4 Pfennig.
Auch der Internettarif werde auf jeden Fall gesenkt, so Sommer weiter. Das Hamburger Gericht habe lediglich eine Trennung von Telefonkosten und T-Online-Gebühren verlangt. Dem werde man Rechnung tragen, so daß es allenfalls zu einer Verzögerung für den eigentlich zum 1. April geplanten neuen Tarif kommen könne.
Gelassen gab sich der Telekom- Chef auch im Zusammenhang mit der Ankündigung des Konkurrenten Debitel, jeden Telekom-Telefontarif künftig um 15 Prozent zu unterbieten. Angesichts des bereits sehr niedrigen Preisniveaus seien dies „lebensgefährliche Sätze“, sagte er, kündigte aber für die Telekom weitere „kundenorientierte Tarifmaßnahmen“ an. Der neue schnelle Internetzugang T-DSL, den die Telekom flächendeckend anbieten will, werde eine Grundgebühr von 98 Mark kosten. Gesenkt hat die Telekom jetzt schon die Preise für Auslandsgespräche in alle EU-Länder außer nach Skandinavien und in die USA, Kanada und die Türkei. Sie soll künftig rund um die Uhr 48 Pfennig pro Minute betragen. Jürgen Voges
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