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Hauptstadtsicherheit anderswo: „Bannmeile – c'est quoi?“

Im Französischen existiert nicht einmal ein Begriff dafür. Wer in Paris demonstrieren will, kann das direkt vor den Türen von Jacques Chirac (Präsident) und Lionel Jospin (Premierminister) tun. Allerdings residieren beide Herren so wie die meisten MinisterInnen in Palästen aus der alten monarchischen Zeit. Und das legt dann doch wieder hohe Mauern und große gepflasterte Innenhöfe zwischen gemeines Volk und Salon. Ein Regierungsviertel gibt es in Paris nicht. Das Trottoir vor dem Elysée-Palast am Faubourg St. Honoré im Pariser Westen ist allgemein zugänglich. Erst im Tordurchgang zum Innenhof sind Polizisten postiert, die die Ausweise von BesucherInnen des Präsidentenpalastes kontrollieren.

Chirac hat die „Bürgernähe“ – keine Absperrgitter und keine besondere Polizeipräsenz – gleich zu Beginn seiner Amtszeit im Mai 1995 wiederhergestellt. Die räumliche Isolierung von den gemeinen Citoyens paßt nicht zu Chirac, der das Bad in der Menge stets geschätzt hat. Während der Attentatsserie in der Pariser Metro im Sommer 1995 tauchten die Absperrgitter vor den Regierungsgebäuden dann allerdings doch wieder auf.

An Polizeikräften mangelt es freilich nicht. Es gibt neben der den Gemeinden unterstellten „Police Municipale“ die dem Verteidigungsministerium unterstellte „Gendarmerie“ (die nicht in Paris direkt tätig ist) sowie die dem Innenministerium untergeordnete „Police Nationale“. Die Polizeidichte ist damit im europäischen Vergleich besonders hoch. Auf 252 EinwohnerInnen Frankreichs kommt ein Polizist. In Deutschland ist das Verhältnis eins zu 296, in Großbritannien eins zu 380 und im gesamten EU-Europa liegt es bei eineR PolizistIn zu 310 EinwohnerInnen (jeweils den Bundesministerien unterstellte Beamte). Dorothea Hahn, Berlin/Paris

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