: Aber picobello!
■ Neu: Die Bremer Sparkasse sammelt neben Geld jetzt auch Zigarettenstummel
Bremen verslumt. Müllberge in den Seitenstraßen, Tonnen ketchupbeschmierter Pommespappen in den Gossen der Flaniermeilen, man weiß vor Ratten nicht mehr, wohin man seinen Fuß noch setzen soll. Jetzt wird das Problem angepackt. „Zum Gemeinwohl gehört eine saubere Stadt“, sagt die dem Gemeinwohl verpflichtete Sparkasse in Bremen und geht mit gutem Beispiel voran: „Wir kehren vor der eigenen Tür!“ heißt der Schlachtruf. Ab sofort wird von einem privaten Reinigungsunternehmen der Bereich um die Sparkassenfilialen entmüllt. Endlich werden die riesigen Berge von Hundescheiße, die Stöße wütend zerknüllter „Knöllchen“ und die Gigatonnen Zigarettenstummel entfernt, die bislang den Zugang zur Sparkassenzentrale am Brill praktisch unmöglich machten.
Die Maßnahme ist Ergebnis eines Ideenwettbewerbs unter Mitarbeitern des Geldinstituts. Das kommt dabei raus, wenn man die Leute einfach mal träumen läßt: eine Initiative namens „Picobello“. Der Begriff „picobello“ galt bisher als überwunden und ausgestorben. Bis Freitag. Nicht einmal Bausenator Bernt Schulte ließ es sich am vergangenen Freitag nehmen, die Aktion durch seine Präsenz zu adeln.
Nebenbei wurde bei der öffentlichen Präsentation der großartigen Idee bekannt, daß ebenfalls ab sofort die Sparkasse an einigen einschlägig bekannten Brennpunkten (z.B. Brill) Behältnisse aufstellt, die „Kippy“ heißen. Es handelt sich um Sammelsäulen für Zigaretten-Kippen, die die ungeliebten Sandschüsseln vor Geschäften und Arbeitsämtern ablösen sollen. Vorteil von Kippy: es schluckt 3.000 noch brennende Stummel und weist aufgrund eines 19 Millimeter schmalen Einlasses den meisten anderen Müll ab. Nachteil: Der andere Müll wird dann daneben geschmissen, und die Kippen auch, weil niemand die 19 Millimeter schmale „Einwurfröhre“ trifft.
Trotzdem bleibt festzustellen: Wenn die These des Kippy-Erfinders (eines gewissen Unternehmers Meyer aus Bassen) stimmt, daß, wer mit offenen Augen durch Bremen laufe, vor allem eins kenne, nämlich „Zigarettenkippen auf dem Boden, so weit Auge und Nase reichen“ – dann ist keine Anstrengung zu groß. Diese Stadt bietet bekanntlich dem Auge mehr als nur Zigarettenstummel, Zigarettenstummel, Zigarettenstummel. BuS
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