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"Wir sind auch ein Volk"

■ 2.000 Kurden begingen am Samstag das Newroz-Fest mit einem Fackelumzug vom Hermannplatz zum Kottbusser Tor. Auf Plakaten und in Sprechchören wurde Freiheit für Abdullah Öcalan gefordert

Viel Grund zum Feiern haben sie nicht, die etwa 50.000 Kurden, die in Berlin leben. Trotzdem begingen am Samstag etwa 2.000 von ihnen mit einem Fackelzug das kurdische Neujahrsfest Newroz. Unter großem Polizeiaufgebot – auf vier Kurden kam ein Polizist – führte der Fackelzug vom Hermannplatz zum Kottbusser Tor. Neben Dutzenden von Fahnen in den Nationalfarben Rot, Gelb und Grün trugen viele Teilnehmer Öcalan-Fotos mit sich. Bis auf eine kleine Auseinandersetzung in der Pannierstraße, wo eine türkische Fahne aus einem Haus gehangen wurde, verlief der Umzug friedlich.

Angeführt wurde der Fackelzug von Frauen und jungen Mädchen in bunten Trachten, die Fotos getöteter Kurden mit sich führten, unter anderem der drei Männer und der jungen Frau, die am Aschermittwoch im israelischen Konsulat erschossen wurden. Immer wieder ertönten Rufe wie „Freiheit für Öcalan“. Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) hatte die Kurden in Deutschland zuvor aufgerufen, sich bei ihren Newroz-Feiern nicht für die Interessen der PKK einspannen zu lassen.

„Wir wollen ein bißchen Freiheit, wir sind auch ein Volk“, sagte ein 60jähriger Mann mit rot-gelb- grünem Schirm und Schal, der seit 1968 in Berlin lebt. Für den ausländerpolitischen Sprecher der Grünen, Riza Baran, neben Marion Seelig von der PDS die einzigen Abgeordnetenhausvertreter, bedeutet das Fest ein „Versuch, frei zu sein“: „Bei dem Druck, unter dem die Kurden leben, ist das nicht einfach“, so Baran. Statt über ein traditionelles Lagerfeuer zu springen, wie es die kurdischen Männer in der Vergangenheit am Mariannenplatz taten, sprangen sie am Samstag abend am Kottbusser Tor über ein Feuer aus einem Gasbrenner. Im Feuerschein: ein großes Foto von Öcalan. Barbara Bollwahn de Paez Casanova

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