: Gänseleber gegen Hormon-Rindfleisch
■ EU-US-Handelskrieg eskaliert: USA kündigen Strafzölle an
Washington (dpa/taz) – Nach dem Handelsstreit um Bananen eskaliert jetzt auch die Auseinandersetzung um Rindfleisch zwischen de EU und den USA. Die US-Regierung drohte am Montag in Washington 100prozentige Strafzölle auf EU-Produkte im Wert von 900 Millionen Dollar (1,6 Milliarden Mark) an, weil die Europäer sich weigern, das Importverbot für hormonbehandeltes US-Rindfleisch bis zum 13. Mai aufzuheben.
Dadurch würden zum Beispiel französische Trüffel und Gänseleber auf dem US-Markt doppelt so teuer wie bisher, fürchten amerikanische Gourmets. Vorwiegend Lebensmittel sind betroffen, darunter angeblich auch französisches Perrier-Mineralwasser, Schwarzwälder Schinken, aber auch Industriegüter wie italienische Bianchi- Mopeds.
Die EU äußerte ihr Bedauern und kritisierte besonders die Höhe der Schadenssumme. Diese sei dreimal so hoch wie noch vor drei Jahren von Washington selbst kalkuliert. Zur Abwendung der Maßnahmen bleiben nur wenige Monate. Die Strafzölle sollen noch vor dem 12. Juli verhängt werden, wenn bis dahin keine Einigung erreicht wird. Die endgültige „Strafliste“ soll Anfang Juni vorgelegt werden.
„Dies ist der wirkungsvollste Weg, die EU zur Einhaltung ihrer Verpflichtungen zu bewegen“, sagte der für Agrarfragen zuständige US-Handelsbeauftragte Peter Scher. Zwischen den USA und Europa herrscht seit Jahren Streit um den Export von hormonbehandeltem US-Rindfleisch nach Europa.
Die EU konnte bisher keinen wissenschaftlich eindeutigen Beweis für eine Gefährdung des Menschen durch Hormonfleisch beibringen. Sie wurde daher von der Welthandelsorganisation WTO in Genf angewiesen, die Importe aus den USA zuzulassen. In ihrer Stellungnahme betonte die EU-Komission, daß sie sich um eine WTO-konforme Lösung bemühe und Kompromißvorschläge präsentiert habe, darunter einen erweiterten Marktzugang für US- Fleischproduzenten und eine Etikettierung von importiertem Hormonfleisch.
In der Auseinandersetzung über die Sonderregelung der EU für Bananeneinfuhren aus früheren europäischen Kolonien hatte Washington bereits 100prozentige Strafzölle auf Wein, Käse und weitere Produkte aus EU-Staaten im Wert von rund 500 Millionen Dollar verhängt.
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