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Kohlhaussens Wahlverwandtschaften

■ Commerzbank will europäische Allianzen statt einer Großfusion

Frankfurt (AP/taz) – Die Commerzbank will sich weiterhin nicht an der „Fusionsmanie“ der Finanzbranche beteiligen. Vorstandschef Martin Kohlhaussen sagte jedoch gestern auf der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt, die Commerzbank werde jede sich bietende Gelegenheit im In- und Ausland sorgfältig prüfen. Derzeit rückt Frankreich ins Blickfeld: Bei der Privatisierung der französischen Großbank Crédit Lyonnais werfe die Bank „den Hut in den Ring“. Von einer Beteiligung in Höhe von fünf Prozent ist dabei die Rede.

Kohlhaussen will damit weiter an einem länderübergreifenden Finanzverbund arbeiten. Schon jetzt verfügt die viertgrößte deutsche Geschäftsbank über ein Beziehungsnetz zu anderen europäischen Banken, darunter die Banca Commerciale in Italien, die Erste in Österreich und die Banco Santander in Spanien – als „Wahlverwandtschaften bezeichet das der Bankchef. Außerdem ging die Commerzbank vor fünf Monaten eine Allianz mit dem italienischen Versicherer Generali ein.

Die Perspektiven eines solchen europäischen Finanzverbundes eigenständiger Häuser seien vielversprechend, bis hin zur gemeinsamen Plattform einer Europabank. Der bestehenden Allianz fehle noch ein Partner in Frankreich, betonte Kohlhaussen. Die Bank will Spekulationen zufolge auch die britische Kapitalanlagegesellschaft Robert Fleming übernehmen, doch lehnte Kohlhaussen dazu jede Stellungnahme ab. Zur Finanzierung möglicher Zukäufe will sich die Bank von den Aktionären eine Kapitalerhöhung von bis zu 175 Millionen Euro (342 Millionen Mark) genehmigen lassen.

Ins laufende Geschäftsjahr sei die Bank „fulminant“ gestartet. In den ersten zwei Monaten habe das Kreditinstitut das Ergebnis vor Steuern um acht Prozent auf 351 Millionen Euro erhöht. Im vergangenen Jahr hat der Commerzbank- Konzern insgesamt das Ergebnis vor Steuern um 8,8 Prozent auf 2,4 Milliarden Mark gesteigert. Trotz der Krisen in Asien, Rußland und Lateinamerika erhöhte sich die Bilanzsumme kräftig um knapp 19 Prozent auf 638 Milliarden Mark.

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